Über den Unterschied zwischen Bedeutung und Glück

Diese Diskussion wurde aus Kommentaren zusammengefügt von: Trainingseinstieg nach Corona.
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Kommentare

  • Ich will den letzten Punkt von @TylerDurden nochmal unter einem anderen Punkt hervorheben: Die Leistungsfähigkeit, körperlich und geistig, ist ein Resultat der täglichen und wöchentlichen Gewohnheiten. Gewohnheiten sind gespeicherte Willenskraft

    Ich trainiere und arbeite so, wie ich gerade trainiere und arbeite, auch, weil ich mir über mehr als ein Jahrzehnt Gewohnheiten aufgebaut habe und vor allem auch an meinem Charakter gearbeitet habe. Mehrmals am Tag zu trainieren und 70 Stunden pro Woche und mehr zu arbeiten, ist für jeden normal-gesunden Menschen ein sehr realistisches Leben. Also nix mit Burnout.

    Für mich, fühlt es sich immer wie eine totale Entlastung an, wenn ich nur 1x/Tag trainiere -- fast egal wie hart ich trainiere. Auch wenn bei einer normalen 40h-Woche fühle ich sofort, wie meine Akkus geladen werden. Das ist der Schwung, den man braucht, damit man im Alter klarkommt.

    Bei mir in der Nachbarschaft gibt es einen Opa, der sicherlich 400 Jahre alt ist. Aber er macht jeden Tag außer bei Gewitter Klimmzüge und Beinheben an der Wäschestange. Es ist schon richtig scheiße, sich an der Stange überhaupt festzuhalten. Der macht noch 18 Klimmzüge. Abgesehen, dass sein Gesicht aussieht wie ein durchgefickten Relief von Pompeji, ist der fitter als alle anderen hier in der Gegend außer vielleicht mir. Und ich bin 360 Jahre jünger...

  • @Sascha schrieb:
    Ich will den letzten Punkt von @TylerDurden nochmal unter einem anderen Punkt hervorheben: Die Leistungsfähigkeit, körperlich und geistig, ist ein Resultat der täglichen und wöchentlichen Gewohnheiten. Gewohnheiten sind gespeicherte Willenskraft

    Ich trainiere und arbeite so, wie ich gerade trainiere und arbeite, auch, weil ich mir über mehr als ein Jahrzehnt Gewohnheiten aufgebaut habe und vor allem auch an meinem Charakter gearbeitet habe. Mehrmals am Tag zu trainieren und 70 Stunden pro Woche und mehr zu arbeiten, ist für jeden normal-gesunden Menschen ein sehr realistisches Leben. Also nix mit Burnout.

    Hier möchte ich mal kurz einhaken. Meinst du @Sascha es liegt "nur" an deiner Routine oder liegt es auch daran, dass du in deiner Arbeit aufgehst? Also einen Sinn in deinem Tun hast?

  • Ich arbeite gerade vor allem für Geld. Ich nehme das Zettelkastenprojekt sehr ernst, weil die Leute es auch sehr ernst nehmen und es ihnen wichtig ist. Aber ich bin sehr froh, wenn ich die Zeit mit dem Zettelkasten Projekt zurückfahren kann und zu meiner eigentlichen Arbeit zurückkehren kann. Ich mache Cold Mailing, erstelle "Lead Funnels" und so weiter.

    Will sagen: Dass ich in meiner Arbeit aufgehe, ist eine Entscheidung, die ich getroffen habe, weil es das beste für meine Familie ist. Ich würde mit der gleichen Intensität auf dem Bau arbeiten (wenn ich Akkordlohn bekäme).

  • Auch das ist doch schon ein guter Grund, die Familie und alles dafür zu tun ;)

    Also ich frage das, weil es mich interessiert wie du das siehst (fühlst).
    Wenn ich dich betrachte, dann sehe ich einen Mann mit Mission und das unterscheidet dich von der breiten Masse, das ist es was mich dich auf eine Art bewundern lässt, wie ein Vorbild. "Da schau mal, man kann sowas schaffen, wenn man will" und deshalb interessiert mich diese Frage etwas tiefer.

    Ich gehe damit konform, dass wir zu viel mehr fähig sind und das sage ich auch reglmäßig. Ich für meinen Teil denke, die meisten Menschen sind noch total in ihrer Komfortzone und ich sehe das genau wie du, das Routinen einem das Leben sehr viel leichter machen, so dass ich mich nicht mit der Frage nach Motivation herumschlagen muss, denn "Gewohnheiten sind gespeicherte Willenskraft". Diese kann man immer weiter ausbauen, ob langsam oder schnell, das ist egal, aber es ist möglich mehr als gestern zu leisten oder etwas auf hohem Niveau zu halten.
    Aber wieso tun es die Leute nicht, was unterscheidet dich von ihnen? Wie würdest du diese Frage beantworten?
    In dir brennt das Leben wie eine Flamme, wie wurdest du zur Flamme? Was treibt dich an? Die Routinen sind doch nur das Holz, was du stetig nachlegst oder?

    Also die tiefere Frage ist die Frage nach dem "Warum" die Routinen sind das "Wie". Warum sollte ich so viel arbeiten, wenn ich das doch gar nicht muss...

    Entschuldige das ist etwas Offtopic, aber ich fänd die Antwort sehr interessant.

  • @Pinocio schrieb:
    Auch das ist doch schon ein guter Grund, die Familie und alles dafür zu tun ;)

    Also ich frage das, weil es mich interessiert wie du das siehst (fühlst).
    Wenn ich dich betrachte, dann sehe ich einen Mann mit Mission und das unterscheidet dich von der breiten Masse, das ist es was mich dich auf eine Art bewundern lässt, wie ein Vorbild. "Da schau mal, man kann sowas schaffen, wenn man will" und deshalb interessiert mich diese Frage etwas tiefer.

    Ich gehe damit konform, dass wir zu viel mehr fähig sind und das sage ich auch reglmäßig. Ich für meinen Teil denke, die meisten Menschen sind noch total in ihrer Komfortzone und ich sehe das genau wie du, das Routinen einem das Leben sehr viel leichter machen, so dass ich mich nicht mit der Frage nach Motivation herumschlagen muss, denn "Gewohnheiten sind gespeicherte Willenskraft". Diese kann man immer weiter ausbauen, ob langsam oder schnell, das ist egal, aber es ist möglich mehr als gestern zu leisten oder etwas auf hohem Niveau zu halten.
    Aber wieso tun es die Leute nicht, was unterscheidet dich von ihnen? Wie würdest du diese Frage beantworten?
    In dir brennt das Leben wie eine Flamme, wie wurdest du zur Flamme? Was treibt dich an? Die Routinen sind doch nur das Holz, was du stetig nachlegst oder?

    Also die tiefere Frage ist die Frage nach dem "Warum" die Routinen sind das "Wie". Warum sollte ich so viel arbeiten, wenn ich das doch gar nicht muss...

    Entschuldige das ist etwas Offtopic, aber ich fänd die Antwort sehr interessant.

    +1 "Wie entzünde ich die Flamme?" ist auch eine Frage, dich mich interessiert.

  • @Pinocio schrieb:
    Auch das ist doch schon ein guter Grund, die Familie und alles dafür zu tun ;)

    Also ich frage das, weil es mich interessiert wie du das siehst (fühlst).
    Wenn ich dich betrachte, dann sehe ich einen Mann mit Mission und das unterscheidet dich von der breiten Masse, das ist es was mich dich auf eine Art bewundern lässt, wie ein Vorbild. "Da schau mal, man kann sowas schaffen, wenn man will" und deshalb interessiert mich diese Frage etwas tiefer.

    Ich gehe damit konform, dass wir zu viel mehr fähig sind und das sage ich auch reglmäßig. Ich für meinen Teil denke, die meisten Menschen sind noch total in ihrer Komfortzone und ich sehe das genau wie du, das Routinen einem das Leben sehr viel leichter machen, so dass ich mich nicht mit der Frage nach Motivation herumschlagen muss, denn "Gewohnheiten sind gespeicherte Willenskraft". Diese kann man immer weiter ausbauen, ob langsam oder schnell, das ist egal, aber es ist möglich mehr als gestern zu leisten oder etwas auf hohem Niveau zu halten.
    Aber wieso tun es die Leute nicht, was unterscheidet dich von ihnen? Wie würdest du diese Frage beantworten?
    In dir brennt das Leben wie eine Flamme, wie wurdest du zur Flamme? Was treibt dich an? Die Routinen sind doch nur das Holz, was du stetig nachlegst oder?

    Also die tiefere Frage ist die Frage nach dem "Warum" die Routinen sind das "Wie". Warum sollte ich so viel arbeiten, wenn ich das doch gar nicht muss...

    Entschuldige das ist etwas Offtopic, aber ich fänd die Antwort sehr interessant.

    Ich habe bisher folgende Einflussfaktoren auf die Arbeitsmotivation von meinen Mitmenschen beobachtet.
    Ich will möglichst wenig Aufwand/ einen möglichst entspannten Job um Kohle x zu verdienen, um ein entspanntes Leben zu haben.
    Ich will mich selbst weiterentwickeln.
    Ich will anderen helfen.
    Ich mag die Arbeit selbst.
    Ich möchte Status (z.B. in Form von Geld und Einfluss) über die Arbeit erlangen.

    Wenn man z.B. den ersten Einflussfaktor für sich bejaht, dann beantwortet man direkt die Frage nach so viel Arbeit.
    Ein (guter) Grund um jetzt mehr zu tun, als man es muss, kann meiner Meinung nach der Aufbau einer Reserve sein.
    z.B. wenn ich unter dem Semeser schon mehr für die Klausuren mache, dann baue ich mir einen Puffer auf, der mir hilft falls ich mal krank werde, oder für andere Freizeitaktivitäten ne Lernpause nehmen will. Das wäre dann ein ungeplanter und geplanter "Cash-Out". Das gleiche kann man meiner Meinung nach auf viele andere Bereiche wie z.B. das eigene Training, Finanzen, etc. übertragen.

  • @TylerDurden Das beantwortet die Frage nicht wirklich. Und ich weiß auch, dass sie schwer zu beantworten ist.
    Um das nochmal zu präzisieren:
    Ich habe das Gefühl das Sascha's Motivation nicht von einem "Um-zu..." herrührt, sondern irgendwo ganz tief aus einer Art Pflichtgefühl kommt. Wahrscheinlich würde die Frage "Was würdest du tun wenn heute dein letzter Tag wäre?" damit beantwortet nicht sehr viel anderes, wahrscheinlich würde er eine Stunde früher Feierabend um den Abend mit seiner Familie zu verbringen (nur meine Vermutung).
    Diese Motivation, zumindest die die ich bei ihm sehe ist tiefer gelagert und so unerschütterlich, sowas hat man nicht nur weil einem Arbeit Spaß macht oder sowas, denn sie ist vorhanden, auch wenn es mal keinen Spaß macht, keinen sichtbaren Nutzen hat. Niemand "quält" sich einfach so. Ich sehe da einfach nur einen so krassen Lebenswillen, so eine Unbedingtheit.
    Genau diese Antwort interessiert mich.

  • bearbeitet 24. Juli

    Auch das ist doch schon ein guter Grund, die Familie und alles dafür zu tun

    Natürlich. :) Ich meine nur, dass ich gerade nicht intrinsisch motiviert meine Arbeit mache, sondern extrinsisch motiviert. Aber du hast es gut getroffen (oder ich fühle mich genügend geschmeichelt, dass ich gerne wahr hätte, was du geschrieben hast).

    Mich erinnert das an ein Gespräch, dass ich erst Freitag geführt habe. Ein Bekannter war ganz erstaunt, dass ich gläubig bin. (Auch Russlanddeutscher) Er meinte, dass er nur an das glaubt, was er sehen kann. Meine Antwort war, dass der Gläubige das auch macht, nur dass er eben dort Gott sieht, wo der Ungläubige ihn eben nicht sieht.

    Es gibt natürlich eine Geschichte hinter meiner Lebensweise. Die unreligiöse und technische Antwort ist, dass ich mein Leben von Hedonismus (Glück) auf etwas anderes (Bedeutung) umgestellt habe. Das kann ich (auch wenn es lang und kompliziert ist) erläutern. Die religiöse und weniger technische Antwort ist, dass ich mich ergebnisoffen auf die Suche nach Gott begeben habe und ihn gefunden habe. Aber die zweite Antwort ist schwierig zu geben. Daher beschränke ich mich in meiner Arbeit erstmal auf die erste Antwort.

    Es gibt ein Zitat, an das ich häufiger denken muss, weil ich gerade das Gewohnheitsbuch schreibe:

    Wie das Bewusstsein sich der Umgebung anpaßt [...]. Unter Streßeinwirkung kann das Bewußtsein sich in zwei Richtungen hin entwickeln; in eine positive und eine negative; an- oder ausschalten. Man kann es sich als Spektrum vorstellen, dessen Extreme die Bewußtlosigkeit am negativen, äußerste geistige Tätigkeit dagegen am positiven Ende präsentieren. Wie das Bewußtsein auf Streßsituationen anspricht, hängt von der geistigen Ausbildung des betreffenden Individuums ab. - Frank Herbert, Dune [427][#Herbert2003]

    Das ist aus dem Manuskript:

    Nehmen wir an, wir wollen uns angewöhnen, den Morgen mit einer kalten Dusche einzuleiten. In den ersten Wochen, besonders wenn wir diese Idee im Winter haben, beginnen wir bereits bei der inneren Vorbereitung auf die kalte Dusche ein intensives Unwohlsein zu spüren. Der erste Strahl kalten Wassers ist beinahe schmerzhaft und die ersten 10--20 Sekunden der kalten Dusche bleibt uns der Atem weg.

    Bleiben wir jedoch am Ball und duschen jeden Morgen kalt, werden wir im Laufe der nächsten Wochen gleichgültiger. Das Zögern, das wir uns als innere Vorbereitung einbilden, wird kürzer und verschwindet bald ganz. Das Gefühl des ersten Strahls kalten Wassers auf unserer Haut bleibt zwar unangenehm, wird aber zur lästigen Banalität. Und nach 5 Sekunden unter der kalten Dusche wandern unsere Gedanken bereits herum, weil uns langweilig wird.

    Wenn Menschen, die sich selbst als faul oder willensschwach sehen, über die Willensstärke anderer Menschen fantasieren, glauben sie, dass es diesen willensstarken Menschen an den negativen Empfindungen mangelt und sie es einfacher haben. Das ist teilweise richtig. Der Irrtum ist aber, dass es willensstarke Menschen schon immer einfacher hatten. Der Unterschied zwischen den willensstarken und den willensschwachen Menschen ist, dass erstere angesichts unangenehmer Gefühle eine andere Entscheidung getroffen haben.

    Diese Entscheidung steht jedem Menschen gleichermaßen offen. Das ist der Grund, weshalb willensschwache, undisziplinierte Menschen unter einem geringen Selbstwertgefühl leiden: Tief in ihnen wissen sie, dass diese Frage an jeden von uns gleich gestellt wird. Tief in uns kennen sie die richtige Antwort und geben in ihrem Handeln wider besseren Wissens die falsche Antwort. Daraus entsteht Scham und eine schlechte Meinung von sich selbst. Das nennen wir dann ein geringes Selbstwertgefühl. Dies brauchen wir nicht weiter bewerten oder uns Gedanken machen, ob dies richtig oder falsch ist. Dieser Zusammenhang ist eine Tatsache des Lebens. Ändern können wir an ihr nichts. Wir können nur unsere Schlüsse ziehen. Auch das ist eine Tatsache des Lebens und eine weitere Frage, die an jeden von uns gleich gestellt wird.

  • Danke für die Antwort.

    Sowas in die Richtung dachte ich mir bereits, aber das Wort Bedeutung kam mir dabei, obwohl es so naheliegend ist, nicht in den Sinn.
    Mir selbst fällt es total schwer das in Worte zu packen und von außen betrachtet tust du ja nichts anderes als manche anderen Menschen.
    Vielleicht wäre eine gute Metapher, der Söldner und der Freiheitskämpfer (so passend :) ), wieso desertiert ein Freiheitskämpfer viel unwahrscheinlicher, als der Söldner? Hier hast du ja das Wort Bedeutung benutzt und es passt sehr gut. Im Prinzip tun beide dasselbe, aber der eine tut es für Geld (oder weil er halt gerne kämpft, soll es ja auch geben), der andere auf Grund von Überzeugung.
    Deine Gottsuche passt hier ja auch sehr gut rein, religiöse Menschen haben oft auch diese innere Grundüberzeugung, die zumindest mir, viel Respekt verschafft (und werden dann Glaubenskämpfer...kleiner Spaß am Rande). Ich sehe da bei vielen diese, ich kann es gar nicht in Worte fassen, dieses Etwas, wahrscheinlich tatsächlich etwas göttliches.
    Ich muss ja schon sagen, dass ich irgendwo auch gläubig bin, vielleicht nicht nach einer bestimmten Glaubensform, aber ich bin überzeugt, es gibt da mehr. Und ich würde es ähnlich wie du beschreiben, das man es sieht in allem irgendwie.

    Dein Text über Willensstärke und Entscheidung dafür, sehe ich genauso, wobei ich, wenn ich mich umschaue es sogar eher so sehe, dass willensstarke Menschen es tendenziell schwerer haben/hatten.
    Aber das ist ja auch prinzipiell logisch, wenn man etwas einfach bekommt fehlt einem ja der Impuls etwas dafür zu tun.

  • bearbeitet 2. August

    Das ist fast schon das perfekte Video dafür:

    https://www.youtube.com/shorts/lHQDMEYUaKY

    Ausgangspunkt für das Gewohnheitsbuch ist meine Kritik am Hedonismus-Dopamin-Modell von Gewohnheiten, das seine populärste Inkarnation in "Atomic Habits" von James Clear hat. (Daher will ich das auch nicht empfehlen. Diesen kleinen Aspekt von Gewohnheiten trifft er gut, bläht das Buch zwar durch Anekdoten hoch tausend auf, aber das Buch kann man bequem in 2h durchlesen, weil es gut geschrieben ist. Es ist eben nur falsch verkürzt)

    Mein aktueller Stand ist, dass Hedonismus die Wurzel aller Probleme ist. Ich nenne das den größten Irrtum der Moderne: Das gute Leben fühle sich gut an. Das ist völliger Quatsch und schon seit Aristoteles (!) bekannt. Das gute Leben lebt man, indem man die Kategorie angenehm/unangehm ignoriert. Paradoxerweise erhält man dadurch Zugriff auf ein positiven mentalen Zustand, der die Kategorie angenehm/unangenehm unterläuft. (In meinem Zettelkasten habe ich diesen mentalen Zustand als "Fröhlichkeit" bezeichnet, aber diese "19. Jahrhundert"-Weise des Denkens muss ich ohnehin in unsere Zeit übersetzen, damit das nicht allein aufgrund der Sprache spinnerig ist)

    Leute wie Jocko und Goggins haben das freigeschaltet. Ich würde sagen, dass Jocko das am ehesten rüberbringen kann, was einem zur Verfügung steht. Goggins ist so etwas wie ein "Limbic Friction"-Spezialist (vgl. Huberman) und schreit deswegen andauernd in die Kamera. Aber man kann diesen mentalen Zustand auf ganz unterschiedliche Weise ausleben. Imho ist Goggins einfach extrovertiert und hat ein entsprechend hohes Mitteilungsbedürfnis.

    Ich habe selbst jahrelang in so einem Hardcoremodus gelebt. Ich lasse das weder andauernd raushängen, noch will ich eine Ichmarke drum herumbauen. Aber dieses Gasmaskenzeug und Gequäle, habe ich jahrelang bis zu 20x/Woche und mehr gemacht. Dazu eben noch das ganze Meditieren, Philosophie machen (Denktraining) und Moralisieren (nicht immer angenehm für die soziale Umgebung). Ich persönlich finde es bewundernswert, was Goggins macht, aber völlig nachvollziehbar -- eben, weil ich so etwas relativ lange gemacht habe. Aber ich bin eben kein Spezialist mehr, sondern habe jetzt Familie.

    Ich habe heute mir eine Notiz gemacht (Diktiergerät und noch nicht verzettelt): "Die Frage, wie man ein gutes Leben in der Moderne leben kann, ist eigentlich nur die Frage nach dem ersten Schritt. Wenn ich ehrlich zu mir bin, wurde mir das von meinem Vater früh eingeimpft. Unter der Maßgabe Ein Mann muss alles können. hat mein Vater mir eingeimpft, dass man erst ein guter Mann ist, wenn man ein Held ist. Das erklärt immerhin meine Besessenheit von Feuerwehrmännern, Soldaten und Fantasy."

    Für lange Zeit war mein Vater exakt das: Ein Superheld der irgendwie versucht im Alltag klarzukommen. In der Pubertät kam dann allmählich seine Alkoholabhängigkeit dazu, die mein Bild von ihm als Vorbild in den Konflikt mit der Realität gebracht hat. Biographisch gesehen, habe ich 2012 angefangen zu akzeptieren, dass ich nicht mehr so leben kann, wie normale Menschen. Zumindest habe ich mich damit in einem Artikel auseinandergesetzt.

    Es ist mein persönlicher Anspruch, dass meine Tochter mich als Helden betrachtet. Das ist aktuell eine ganz wichtige Säule dafür, wie ich gerade lebe. Ich weiß, was mir durch meinen Vater geschenkt wurde. Es ist das Mindeste, was ich meiner Tochter schenken muss. Minus Alkoholabhängigkeit.

    PS: Schreibe etwas wirr. Das sind alles Textfragmente zur Vorbereitung einer systematischen Antwort auf die Frage.

  • @Sascha schrieb:

    Mein aktueller Stand ist, dass Hedonismus die Wurzel aller Probleme ist. Ich nenne das den größten Irrtum der Moderne: Das gute Leben fühle sich gut an. Das ist völliger Quatsch und schon seit Aristoteles (!) bekannt. Das gute Leben lebt man, indem man die Kategorie angenehm/unangehm ignoriert. Paradoxerweise erhält man dadurch Zugriff auf ein positiven mentalen Zustand, der die Kategorie angenehm/unangenehm unterläuft.

    Geiler Beitrag. Genau deshalb verfolge ich Me-Improved

  • bearbeitet 3. August

    Manchmal denke ich, wir haben da (unter anderem) ein Sprachproblem.

    Die Kategorie angenehm/unangenehm zum Beispiel ist viel eindeutiger als die Kategorie gut/schlecht im Bezug auf Gefühle. Wie ist "Ich fühle mich gut" gemeint? Denn das gute Leben fühlt sich auch gut an, finde ich. Nur eben nicht gut im Sinne von angenehm, sondern gut im Sinne von richtig. Idk... Es ist eben schwer zu beschreiben. Ich denke, ein Problem ist vor allem der Glaube, ein gutes Leben entstehe durch oder sei charakterisiert durch positive Emotionen. Weniger ist es ein Problem zu glauben, das gute Leben fühle sich gut an. Denn das tut es meiner Erfahrung nach schon: 1) Manchmal eben, so wie jedes andere Leben auch. 2) Es fühlt sich richtig an, und heilig. Und das ist doch auch irgendwie "gut"?

    Auf der anderen Seite ist auch klar, ein gutes Leben enthält mindestens genauso viele negative Emotionen und all den ganzen anderen Müll auch, den das schlechte Leben enthält. Nur man schwebt eben darüber, und kann gelassener damit umgehen. Was unter anderem darin begründet sein mag, dass es nie das Ziel war, sich positiv zu fühlen. Man hat sich gewissermaßen emotional emanzipiert, wenn man sein Leben auf Bedeutung umgestellt hat. Und so sollte es auch sein. (Edit: Vielleicht ist ein weiterer Grund: die negativen Emotionen mischen sich nicht mit Selbstmitleid oder Scham (weil man "richtig" lebt) und können dadurch besser verarbeitet werden.)

    Konkretes persönliches Beispiel direkt aus meinem Leben: Ich mache gerade mein Examen, habe Fokus wie nie zuvor, stelle mich selbst vollkommen hinten an, gehe durch all den Frust, die Erschöpfung usw., aber das juckt mich alles gar nicht. Wenn mich jemand fragt, wie es geht, antworte ich: es geht gut. Stimmt ja auch, denn es ist eine geile Zeit! Ist sie angenehm? Nein, gar nicht. Will ich sie missen? Auf keinen Fall.

    Fröhlichkeit finde ich nichtmal schlecht als Begriff. Das wird bei Tolstoi zum Beispiel auch so verwendet. Leider ist es fern unseres Sprachgebrauchs. Womit wir wieder beim Anfang wären: das Sprachproblem. Ist das gute Leben uns schon so fern, dass wir unter Umständen gar keine Worte mehr haben, um es adäquat zu beschreiben?

  • Bisher habe ich statt Fröhlichkeit das Wort Zufriedenheit dafür benutzt. Denn egal ob ich glücklich bin, heiter, traurig, wütend, dahinter steht meine Zufriedenheit mit dem Weg den ich gehe. Die vordergründigen (vlt. oberflächlichen) Gefühle, von denen viele hin und her geschubst werden, die hat jeder nur wie sehr lässt er sich von ihnen leiten bzw. bestimmen. Ich würde mich durchaus als launisch bezeichnen, da ich meine Gefühle sehr direkt auslebe, aber ich lasse sie nicht meinen Blick auf das Leben bestimmen, nur weil ich heute traurig bin, führe ich kein trauriges Leben, sie sind nur ein Teil davon. Das wäre so als ob man davon ausgeht es müsste jeden Tag die Sonne scheinen.
    Ich finde das Thema sehr schwer zu beschreiben und oft fehlen mir die richtigen Worte dafür.
    Aber @Johannes 2. fand ich ganz passend. Doch die Frage ist dennoch, wie komme ich da hin? Wie soll man das jemandem beschreiben? Wenn ich mit anderen über so etwas rede, bleibt es oft an der Oberfläche, doch wenn ich eure @Johannes oder @Sascha lese, dann kann man richtig spüren, dass ihr wisst wovon hier gesprochen wird.
    Wenn man das jemand so erklärt, heißt es oft ja logisch ist das so und so, doch in den Handlungen derjenigen sieht man etwas ganz anderes. Nun bin ich dazu übergegangen Fragen zu stellen, die in diese Richtung abzielen, aber es fällt den meisten Menschen sehr schwer überhaupt tiefgründiger darüber nachzudenken. Ich sage mal das die meisten Menschen eigentlich nur so etwas wie "ich will glücklich sein" "mit mir im Reinen" oder ähnliches sagen, es soll ihnen also einfach gut gehen, aber das ist sehr einseitig gesehen. Und dennoch damit sind sie schon bedeutend weiter als manch andere.
    Das aber wirklich in die Tiefe der Bedeutung dieser Aussage zu tauchen eine große Opferbereitschaft erfordert, die weit über dem steht was viele durch eine (gefühlt) autosuggestive Art versuchen, wird dabei gar nicht begriffen.
    Also was sind passende Begriffe, die diesen Zustand beschreiben? Bescheidenheit, Bedeutung, Ehrhaftigkeit, Opferbereitschaft, Pflichterfüllung, Idealismus (nicht Ideologie), Sinn vielleicht? Und wie füllt man diese Worte mit echter Bedeutung?

    Langsam sind wir aber weit weg vom eigentlichen Thema...

  • bearbeitet 5. August

    Langsam sind wir aber weit weg vom eigentlichen Thema...

    Kein Problem: Wir haben ein hoch motiviertes und kompetentes Moderatorenteam: Mich, den Größtmeister. (mein aktueller Titel. Stehe kurz vor der Beförderung)

  • @Sascha schrieb: Ausgangspunkt für das Gewohnheitsbuch ist meine Kritik am Hedonismus-Dopamin-Modell von Gewohnheiten, das seine populärste Inkarnation in "Atomic Habits" von James Clear hat. (Daher will ich das auch nicht empfehlen. Diesen kleinen Aspekt von Gewohnheiten trifft er gut, bläht das Buch zwar durch Anekdoten hoch tausend auf, aber das Buch kann man bequem in 2h durchlesen, weil es gut geschrieben ist. Es ist eben nur falsch verkürzt)

    Kannst du das bei Gelegenheit genauer erklären? Was ist das Hedonismus-Dopamin-Modell von Gewohnheiten? Ist das der Grund, weshalb Atomic Habits zwar von allen gefeiert wird, aber bei der Umsetzung von Gewohnheiten ins echte Leben scheitert?


  • Zu unserem Thema war gestern etwas in meinem "Weise-Sprüche-Tageskalender" :smiley:

  • Der Wolfe sollte sich mal das angucken. Aber Recht hat er schon ein bisschen.

    Aber es wird immer dieses angenehme Bild gesponnen, sodass man über den Hedonismus nicht hinauskommt. Mir fällt dazu Ido Portals Spruch ein:

    A right thing is not the right thing.

  • Das HD-Modell basiert auf der Annahme, dass Gewohnheiten im Wesentlichen das Resultat von Konditionierung sind. Die Grundthese ist, dass alle Motivation darauf basiert, dass wir angenehme Gefühle maximieren wollen. Der Mensch als triviale Input-Output-Maschine.

    Das ist sachlich falsch.

    Ist das der Grund, weshalb Atomic Habits zwar von allen gefeiert wird, aber bei der Umsetzung von Gewohnheiten ins echte Leben scheitert?

    Ich weiß gar nicht, ob Atomic Habits ein im Vergleich zu anderen Büchern nützliches Werkzeug ist oder nicht. :)

    Ich bin gerade biased, weil ich den kausalen Mechanismus geblickt habe, warum Hedonismus nicht funktionieren kann. Aber gerade kann das typische Problem, die eigenen Vorstellung vom guten Leben in die Tat umzusetzen, an einem tiefliegenden Hedonismus liegt: Es ist nicht nur so, dass die Leute, die beständige Probleme haben, nur nach Lustgefühlen suchen, sondern die Suche auf für moralisch erlaubt oder gar geboten halten.

  • Ich hoffe einfach, dass du es irgendwann auf eine Art und Weise erklären wirst, die ich checke. Weil so richtig 100% weiß ich immer noch nicht, wovon du redest. Mir sind die Implikationen nicht klar, und auch nicht die Reichweite. :neutral:

  • Ich kann nicht für @Sascha sprechen und ich kenne weder Atomic Habits noch habe ich das Video angeschaut.

    Mein Verständnis für das was Sascha sagt, worauf er hinaus will oder wie ich das empfinde:

    Wenn man vom guten Leben spricht oder Menschen ihr Leben auf einen "guten" Pfad bringen wollen, scheitern sie daran, weil sie immer noch in gut-schlecht unterteilen. Mag sein, dass man im Schlechten das Gute sehen kann (Schicksalsschläge, Probleme o.ä.), das geht mir auch so, sie lehnen damit aber das vermeintlich Schlechte ab statt es als gegeben zu nehmen. Als etwas das einfach ist wie es ist ohne es zu ettiketieren.
    Zum Verständnis, mit Gut und Schlecht meine ich hier Glücklichsein und "negativ" gestimmt sein.
    Es geht, zumindest ist das mein Verständnis, nicht darum sich immer positiv zu fühlen, sondern sich einfach anzunehmen, gar nicht erst die Unterscheidung zu machen. Erstmal den Ist-Zustand als weder gut noch schlecht anzunehmen. Erst hier kann man klar sehen und auch manches vom Prinzip her verstehen, Unvoreingenommen, erst hier legt man seinen eigenen Maßstab an, nicht aufgrund von vordergründigen Gefühlen, sondern was man daraus jetzt machen kann um es nützlich in sein Leben zu integrieren.
    Im Normalfall, so lerne ich das immer wieder kennen, kommt hier bei den meisten das zwanghafte Gefühl, ich muss daraus jetzt etwas machen was mir gut tut im oberflächlichen Sinne. Hier muss man aber die (ich nenne es mal so) Alltags-Bewusstseins-Ebene verlassen und sich selbst etwas "Größerem" unterordnen. Man geht auf in etwas anderem, das kann ich gar nicht erklären, man gibt sich auf um sich selbst überhaupt zu finden.
    Man muss sich einfach bewusst machen, dass gut und schlecht sich immer einander bedingen, man kann über Problemchen und dies und jenes nachdenken, man kann gute Lösungen finden, keine Frage, aber für mich ist es in diesem Zustand so, dass sich die Frage einfach auflöst. Die Frage nach dem Sinn oder was gut und was schlecht ist, es ergibt sich einfach.
    Ich denke hieraus schöpfen Gläubige auch ihre Kraft, wobei ich mich ja wie gesagt auch als gläubig sehe. Sie geben sich selbst auf, sie geben ganz einfach das Streben nach Glück auf, weil sie es etwas Größerem unterordnen, das egoistische Glück wird der Gesamtheit untergeordnet und das schafft etwas was tatsächlich auch viel Größer ist als das profane Glück, was wird und vergeht, zwangsläufig, weil es einfach eine Gesetzmäßigkeit ist.
    Das klingt ganz schön esoterisch :D
    Wie auch immer, wenn jetzt jemand auf die Suche geht um dieses Größere zu finden, will er damit nur etwas befriedigen und so funktioniert das Ganze nicht. Man muss tatsächlich nicht nur die Trauer oder das Leid loslassen, man muss das alles loslassen und das denke ich schafft man kaum, vielleicht aus Angst? Das da nichts mehr kommt?

    Ich vermute, dass die meisten Menschen dieses "Zustand" kennen, dieses einfach so sein, aber er wird überlagert, durch Ablenkung, leicht erreichbares "Glück", was zwangsläufig wieder in Unglück endet, weil Glück allein einfach nicht besteht, man ist salopp gesagt ein Fähnchen im Wind. Hin und hergerissen, durch die leichteste Brise.
    Ich weiß nicht wie ich das besser beschreiben könnte. Ich habe tatsächlich durch das Buch "Odhins Trost" von Felix Dahn eine nochmal ganz andere Sicht auf dieses Thema bekommen. Und auch in christlichen Schriften, im Buddhismus usw findet man Hinweise darauf, aber es wirklich tief in sich zu verstehen, da bin ich selbst noch lange nicht, aber ich denke ich habe davon gekostet um zu wissen, dass der Schein oft trügt und das Glück nicht im Glücklichsein zu finden ist.

  • @Pinocio Danke. Das muss ich noch ein paar Mal lesen...

    @Sascha Gab es oder gibt es deines Wissens nach Kulturen oder Subkulturen, die diese Werte vertreten und eine Gesellschaft und eine Kultur darum gebaut haben? Sprich: historische Vorbilder wie sowas gelebt aussieht?

    Thread-Idee: Kulturelle Zeugnisse, Bücher, Filme, Videos, Lieder usw., die das, worüber wir hier reden, implizit oder explizit vermitteln.

  • @Johannes schrieb:
    Ich hoffe einfach, dass du es irgendwann auf eine Art und Weise erklären wirst, die ich checke. Weil so richtig 100% weiß ich immer noch nicht, wovon du redest. Mir sind die Implikationen nicht klar, und auch nicht die Reichweite. :neutral:

    Ich hoffe auch. :) Ich bin noch nicht am Punkt, an dem ich spontan eine klar verständliche Antwort geben kann. Ich kann dir das mal bei unserem nächsten Gespräch genauer erklären.


    @Pinocio Weiß nicht, ob ich das schon mal geschrieben habe. Aber wenn ich deine Texte lese, muss ich immer gleich an Lessing und Goethe denken. So richtig schönes urdeutsches romantisches Denken von damals.


    @Sascha Gab es oder gibt es deines Wissens nach Kulturen oder Subkulturen, die diese Werte vertreten und eine Gesellschaft und eine Kultur darum gebaut haben? Sprich: historische Vorbilder wie sowas gelebt aussieht?

    Thread-Idee: Kulturelle Zeugnisse, Bücher, Filme, Videos, Lieder usw., die das, worüber wir hier reden, implizit oder explizit vermitteln.

    Ich glaube nicht, dass es ganze Kulturen gibt, die eine Gesellschaft darum gebaut haben. Am ehesten muss ich dabei an Bhutan denken.

    Mein zentrales Thema ist auch eher der einzelne Mensch, weniger Kulturen. Moderne als Krankheit interessiert mich vor allem, weil ich die Umwelt verstehen will, in der ich lebe.

  • bearbeitet 10. August

    @Sascha Das ist klar, aber es gäbe dann vielleicht in solchen Kulturen einen immensen praktischen Wissensschatz. Und ggf. auch kulturelle Zeugnisse wie Geschichten, die die Sache besser begreiflich machen.

    Edit: Muss mir mal ne Doku über Buthan geben. Glaube die waren bis irgendwann Mitte des 20. Jahrhunderts auch relativ isoliert, oder? Sprich: Keine Moderne?

  • bearbeitet 10. August

    @Sascha schrieb:

    @Pinocio Weiß nicht, ob ich das schon mal geschrieben habe. Aber wenn ich deine Texte lese, muss ich immer gleich an Lessing und Goethe denken. So richtig schönes urdeutsches romantisches Denken von damals.

    Ist das was Gutes :D ?

    @Johannes es gibt doch Geschichten, die sich mit sowas beschäftigen. Märchen sind doch prinzipiell auch solche Geschichten "Die 3 Wünsche" (Ludwig Bechstein) z.B. finde ich sehr treffend.
    Ansonsten gibt es auch viele Inspirationen im Buddhismus oder östlichen Lehren, in Kampfkünsten usw. Man braucht gar nicht weit gehen auch christliche Texte beschreiben oft diesen Lebensstil.

    Ich denke aber, wir können nicht einfach irgendwas irgendwie zusammenkopieren. Es ist eine Reise die man selbst geht, man kann nur Inspiration bekommen. Habe eine Kollegin, die meint auch sie betreibt Schubladen Religion, nimmt sich das Beste aus allem, aber die Frage ist, ist das auch das Beste? Diese Konzepte muss man im Gesamtkontext sehen und auch in der Umwelt in der sie entstanden sind.
    Eine südöstliche Religion die vielleicht den Regen als etwas heiliges sieht, hat vielleicht Probleme in einem verregneten England zu fruchten, wo sich die Leute nach Sonne sehnen? Nur um das mal bildlich darzustellen.
    Was will mir ein Einsiedler erklären können wie ich in der Großstadt zu Ruhe komme. Das mag in seiner Einsamkeit problemlos möglich sein, aber in der westlichen, hektischen Welt?
    Ich denke es geht darum das in sich selbst zu finden. Es ist eine Art die Welt zu betrachten und nicht die Welt zu ändern. Und so kann man diese Geschichten so und so betrachten. Das heißt auch du kannst die Welt selbst gestalten, wen du deine eigene verstehen lernst.
    Auch solche Geschichten als Werkzeug zu sehen, sie offenbahren etwas.
    Ich glaube nicht das man auf eine bestimmte Art zu leben hat, nach irgendwelchen Dogmen, ich denke es geht um Prinzipien, die in ihrer Ausprägung durchaus sehr verschieden sein können, im Innern aber genau das Repräsentieren.

  • @Johannes schrieb:
    @Sascha Das ist klar, aber es gäbe dann vielleicht in solchen Kulturen einen immensen praktischen Wissensschatz. Und ggf. auch kulturelle Zeugnisse wie Geschichten, die die Sache besser begreiflich machen.

    Edit: Muss mir mal ne Doku über Buthan geben. Glaube die waren bis irgendwann Mitte des 20. Jahrhunderts auch relativ isoliert, oder?

    Ein 'Geheimrezept', das zum Glück in Buthan beiträgt, ist der tägliche Gedanke an den Tod: 5 x pro Tag mindestens an den Tod denken und darüber reflektieren, auch Leichen anschauen etc. Zwei Gegenpole wie Yin und Yang: Tod und Glück durch Zufriedenheit. Wer sich da mal (sanft) rantasten möchte: https://www.wecroak.com

  • @Pinocio Allerdings.

    @Johannes

    Meiner Meinung nach hat @Pinocio es schon richtig gesagt. Um das ganze zu verstehen, muss man recht nervige Methoden verwenden (vgl. Consilience of Knowledge von E.O. Wilson). Das heißt, dass man das Konstante in unterschiedlichen Fällen (Kulturen, Familien usw.) mit unterschiedlichen Methoden (soziologisch, tiefenpsychologisch, biologisch usw.) erkennen muss und das alles auch noch sauber machen muss. Das ist richtig anstrengend.

  • bearbeitet 16. August

    @saschaz schrieb:
    Ein 'Geheimrezept', das zum Glück in Buthan beiträgt, ist der tägliche Gedanke an den Tod: 5 x pro Tag mindestens an den Tod denken und darüber reflektieren, auch Leichen anschauen etc. Zwei Gegenpole wie Yin und Yang: Tod und Glück durch Zufriedenheit. Wer sich da mal (sanft) rantasten möchte: https://www.wecroak.com

    Ich hab mir die Tage mal ein bisschen was zu Bhutan durchgelesen, verschiedene Berichte, auch deine Verweise.

    Das Geheimrezept der Bhutan ist glaube ich nicht der Gedanke an den Tod, es ist nur ein kleiner Teil ihrer Lebenshaltung, die ja prinzipiell genau das sagt, was ich oben bereits erwähnt habe. Sie sehen Tod, Trauer usw. nicht als Übel, sondern als Teil des Lebens. Zusätzlich lebt der Großteil der Menschen noch sehr ursprünglich (Beischeidenheit, geerdet, natürlich) und sie sind sehr gläubig, leben den Glauben. Wenn man ein bisschen weiter schaut, haben die auch mehr und mehr das Problem der Moderne, zwar beschränken sie den Tourismus und machen viel für ihre Kultur, aber auch dort hält die Moderne Einzug, mit all ihren Begleiterscheinungen. Und wie das ja oft ist wenn die Moderne ein jungfräuliches Volk erreicht, trifft es diese besonders hart, leider. In einem Bericht von einer Journalistin von dort stand auch dabei, dass es mehr und mehr dazu kommt, dass (durch Druck von außen) die Leute dort zwanghaft das glücklichste Volk der Welt sein wollen, was ja wiederum das "Glücklichsein" konterkariert, wie man in steigenden Suizidfällen sehen kann. Dennoch bin ich schon beeindruckt, dass es in der globalisierten, modernen Welt noch so etwas gibt.

    Wie auch immer, ich möchte hier nicht klingen wie ein, keine Ahnung wie man die nennt, ich möchte nur den Wink geben, dass man diese Mittel als Vehikel, als Beispiel oder Geschichte dafür sehen sollte, was dem allen gemeinsam ist, die Konstante, wie @Sascha das so treffend gesagt hat, zu finden. Das bedeutet auch einfach ziemlich viel Mist zu erleben, sich mit seinen Schatten auseinanderzusetzen. Das ist sehr anstrengend. Man muss sich selbst gegenüber brutal offen und ehrlich sein und das macht einfach überhaupt gar keinen Spaß.
    Nur an den Tod zu denken, um dadurch zufriedener zu werden, ist sicher ein guter Anfang, aber da fehlt noch etwas.
    Aber das ist nur meine Meinung.

    EDIT: Habe neulich den Satz gehört: "Habe es von allen Seiten beleuchtet, es wirft immer Schatten"

  • Das ist allerdings ein Merkmal, dass viele Leute übersehen: Die Widerstandskraft gegen äußere (negative) Veränderungen. Es nützt nichts, wenn man sich ein nettes Paradies schafft, aber so kümmerlich ist, dass man bei der kleinsten Kleinigkeit mit heruntergelassenen Hosen dasteht.

  • bearbeitet 21. August

    Vielleicht ist Japan eher ein Volk auf das man mal schauen könnte, die haben beides Moderne und Tradition, die haben trotz Moderne manche Prinzipien erhalten. Zwar sind dort sicher auch viele Gegensätze, auch ganz absonderliche Praktiken, aber auch dieses etwas.

    Aber man findet es auch hier bei uns bzw. in sich selbst, im eigenen Kontext.

  • Wenngleich ich ein großer Bewunderer von Japan bin, sind die am aussterben. Leben ist Voraussetzung für ein bedeutungsvolles Leben. :) Ich hoffe, dass die das Problem in den Griff kriegen.

    Aber abgesehen vom diesem thanatotischen Makel bin ich ganz deiner Meinung. Die Japaner sind großartig darin, Moderne und Tradition miteinander zu verbinden.

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