Ist Zeit eine Ressource ? Sollte es so sein ?
Spannender Gedanke von Iain McGilchrist. Er stellt unsere Haltung in Frage, Zeit als Ressource zu sehen und möglichst keine Zeit zu verschwenden und möglichst "produktiv" zu sein. Leider begründet er seine Behauptung an der Stelle nur oberflächlich. Es sei wichtig, um überhaupt "wirklich zu leben". Es sei wichtig für das psychische Gleichgewicht (die Gehirnhälften sind sein großes Thema) und es sei nötig um empfänglich zu bleiben für die welt um einen herum.
https://youtube.com/watch?v=M-SgOwc6Pe4&t=10337s
2:52:17 - 2:53:12
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Kommentare
Ich denke, er vergisst die Konsequenz seines eigenen Gedankengebäudes. Die beiden Welten der Hemisphären sollten miteinander harmonisiert werden. Zeit ist eine Ressource, weil wir der linken Hemisphäre nicht entkommen. Aber wir können die Macht der linken Hemisphere nutzen, indem wir über unsere Zeit nachdenken und sie bestmöglich nutzen. Wenn wir aber in der Zeit sind, also im Moment, ignorieren wir die Zukunft und die damit verbundene Zeitressource und sind auch wirklich präsent im Moment.
So trainiert man optimalerweise: Man plant das Training sorgfältig, sodass man den besten Nutzen aus der eigenen Zeit hat. Aber beim Training macht man nur genau das: Training und nichts weiter.
es kommt darauf an wie man Ressource definiert. Ich würde es als Ressource ansehen, weil ich für mich Ressourcen als etwas definiere, was ich gegen andere Sachen tauschen kann. Zeit wird benötigt um Sachen zu machen. Was die Zeit von anderen Ressourcen unterscheidet ist, dass man ein festes Budget hat und dies nicht verändern kann. Man kann maximal sehr effizient mit dieser Zeit umgehen und versuchen wenig Zeit zu verschwenden.
Ich verstehe nicht was du damit meinst
Was hindert mich daran mit meiner freien Zeit Sport zu machen und es somit gegen Gesundheit zu tauschen?
Was hindert mich daran mit meiner freien Zeit ein Tagebuch zu führen und zu meditieren um diese Zeit gegen mentale Gesundheit zu tauschen?
Technisch gesehen tauscht du nicht die Zeit, sondern alle alternativen Handlungen gegen deine tatsächlcihe Handlung.
mein Wort für tauschen beinhaltet dann noch die Tat, bzw. das Umsetzen
.
?
Wie würdet ihr denn Zeit ansonsten kategorisieren
Ich suche schon länger nach einem passenden Oberbegriff/ einer Katgorie für Zeit, Energie (etwas umzusetzen), Geld.
Weil das sind meiner Meinung nach häufige Faktoren das man Sachen machen kann, oder halt nicht machen kann.
Mir ist keine passende Oberkategorie für Zeit, Energie und Geld bekannt. Aber mir ist auch kein praktischer Nutzen einer solchen Oberkategorie bekannt noch ein Problem, dass durch eine solche Kategorie gelöst ist.
Wenn man Geld rausnimmt, könnte man Zeit und Energie allenfalls als Grundaspekte der Lebenswelt auffassen oder so ähnlich. Aber eigentlich auch nur, wenn man etwas darüber schreiben will und vom Abstrakten hin zum Konkreten gehen will.
Wenn überhaupt würde man sich im Rahmen von Ontologie (~Metaphysik) mit Zeit und Energie als abstrakte Konzepte beschäftigen. Für meine Arbeit ist mache ich das auch schon mal. Aber das ist nix für einen Menschen, der einfach sein Leben leben will. Wollte man sich mit solchen Abstrakta beschäftigen, wäre das in etwa so, als würde man sich mit Assembler beschäftigen, damit man ein besseres Grundverständnis für Excel hat.
also meine Grundüberlegung/ These ist, dass man mit mehr verfügbarer Zeit, Energie und Geld mehr Output generieren kann (Output in Form von Dinge machen über Meditation, Sport, anderen helfen, etc.). D.h. eine Optimierung dieser drei Faktoren erscheint mir sinnvoll.
Eine Generalkategorie für so allgemeine Begriffe zu finden hilft dir aber nicht dabei, mehr Zeit, Energie und Geld zu schaffen.
In den allermeisten Fällen sind solche Kategorien nachträgliche Beschreibungen von dem, was man sich praktisch erarbeitet.
Du kommst auf diese Generalkategorien, wenn Du Deine Zeit besser verwaltest, Deinen Lebenswandel verbesserst (Ernährung, Ablenkungen entfernen, Training usw.), Deinen Stundenlohne erhöhst usw. Je mehr praktische Schritte Du gehst, desto besser verstehst Du die übergeordneten Prinzipien. Umgekehrt aber nicht.
Das ist selbst ein übergeordnetes Prinzip.
Du kannst Schach nicht lernen, indem Du Dich mit allgemeinen Begriffen wie Macht und Zeit beschäftigst. Die muss man sich durch Rätsel, Züge usw. erarbeiten. Auch beim Boxen erlernst Du erstmal Rezepte (=Kombinationen) und bist besser, wenn Du diese stumpf abspulst. Später werden abstrakte Prinzipien (z.B. Druck aufbauen) wichtig, weil man sie erst dann verstehen kann. Meditation erlernt man nicht durch die Beschäftigung mit Flow, dem Nirvana und Bodhichitta, sondern durch simple Atemtechniken.
Bis es Sinn macht, sich diesen allgemeinen Prinzipien zu beschäftigen, vergehen gerne mal ein Jahrzehnte der intensiven Beschäftigung.
Woran machst du genau fest, dass es ein Widerspruch ist, der kein Widerspruch ist ? Ich mein irgendwie lässt sich beides miteinander vereinbaren, aber irgendwie auch nicht. Könnte es nicht eher realität sein, dass man eben einer der beiden Ansprüche aufgeben muss. Entweder ich lebe in der Zukunft und denke Zweckorientiert oder ich bin unbekümmert und achtsam in der Gegenwart aber nicht unbedingt produktiv.
Nehmen wir wieder das Beispiel der Ernährung. Wer sein Genussdenken aufgibt, der kann eine gesunde und zeiteffiziente Ernährung viel leichter in sein Leben integrieren, als jemand der immer lecker essen will. Manchmal lässt sich alles miteinander vereinbaren. Die Erfahrung zeigt, oft gelingt es uns nicht.
Oder anders : deine Aussage ist sehr optimistisch. Ich stoße mich daran und denke mir, wie oft gelingt es uns denn wirklich ?
Letzten Sonntag war zum Beispiel richtig geil. Hab irgendwann um 10 morgens beschlossen, den ganzen restlichen Tag nicht mehr im Geringsten produktiv zu sein. War wie als hätte ich einen Schalter umgelegt. Lebensfreude war überschäumend. Bin später am Tag noch durchs Feld getanzt vor lauter Glück. Schockierend wie gut es einem gehen kann, einfach so ohne Vorraussetzungen, wenn man einfach mal locker lässt.
Um diese Fragen einzuschätzen, brauch es wahrscheinlich einfach wieder Lebenserfahrung und jahrelange Übung und Ausprobieren.
Übrigens : mir ist aufgefallen, dass erfolgreiche und sozial dominante Menschen oft davon berichten, dass sich diese und jene Widersprüche vereinbaren lassen. Vielleicht ist das auch einfach Zeichen von Lebenskompetenz. Das man scheinbare Wiedersprüche vereinbaren kann, wo viele Andere nicht weiterkommen. Jocko Willinks Lieblingswort ist "Dichotomy".