[life log] Ein Leben in Schweden

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Kommentare

  • Ich gebe hier gern in unregelmäßigen Abständen Updates frei Schnauze, freue mich aber auch über Fragen eurerseits, die dem eine Richtung geben!

  • Was hältst du von einem Gespräch auf dem Kanal? (Per Zoom und Aufzeichnung) Dann können wir auch alle Fragen hier durchgehen.

  • @Sascha schrieb:
    Was hältst du von einem Gespräch auf dem Kanal? (Per Zoom und Aufzeichnung) Dann können wir auch alle Fragen hier durchgehen.

    Ja, können wir gern machen!

  • @Room101 schrieb:

    @Sascha schrieb:
    Was hältst du von einem Gespräch auf dem Kanal? (Per Zoom und Aufzeichnung) Dann können wir auch alle Fragen hier durchgehen.

    Ja, können wir gern machen!

    freue mich darauf :)

  • bearbeitet November 2021

    Hier passiert so viel und in einer so hohen Frequenz, dass ich in der letzten Zeit keine Updates schreiben konnte bzw wollte. Grobe Infos gibt es nach wie vor auf dem blog meiner Frau. Ich werd mich wahrscheinlich die Tage auch mal wieder hinsetzen und was schreiben.
    Edit: ersetze "wahrscheinlich" durch "vielleicht".

  • Ich möchte noch einmal auf die Elchjagd zurückkommen, auch wenn das inzwischen einige Wochen her ist. Zum groben Ablauf und für Bilder bitte bei Bedarf noch einmal den Artikel meiner Frau lesen:
    https://sandrasverige.home.blog/2021/10/13/20-elchjagd/

    Die Tage waren für mich eine intensive Erfahrung. An allen Tagen gab es den ersten Nachtfrost, der erste Gang bei Ankunft am Sammelpunkt war zum Lagerfeuer. Insgesamt saßen wir in den Pausen zwischendrin sehr viel am Feuer, das allein ist für mich immer schön und ursprünglich. Die ersten Stunden des Gehens waren täglich schon etwas ungemütlich, aber insgesamt muss ich sagen, dass es erhebend war - ich habe dafür keine bessere Formulierung. Überall hier ist die Natur so ursprünglich und schön, dass es für mich ein ständiges Staunen war. Wenn die Sonne morgens beginnt, auf einen See oder in den Wald zu scheinen, wenn man über Nassland läuft und bei jedem Schritt in die festgefrorenen ersten zwei Zentimeter der Moosschicht, die alles bedeckt, einbricht... das war schon beeindruckend. Und anstrengend. Außerdem war spätestens da, aber auch schon vorher, klar, was der wichtigste Gegenstand für uns hier in Schweden ist: Gummistiefel. Bisher habe ich noch nur die Viking-Stiefel, bei der Jagd haben die gerade so gereicht mit zwei Paar Socken. Auch für die Bewegung auf unserem Grundstück sind die Stiefel unerlässlich. Für den richtigen Winter werde ich mir aber noch höhere und dickere Stiefel kaufen, hier kann es durchaus mal minus 20-25 Grad werden, im Wald reichen die Viking dann nicht mehr, denke ich.
    Interessant war für mich auch, beim Ausweiden und zerlegen der Tiere unmittelbar dabei zu sein. Vorher war ich mir nicht sicher, ob ich das in gewisser Weise ekelhaft finde - fand ich aber nicht. War zwar teilweise schon ne Sauerei, wenn alles mit nem Platsch aus dem Elch rausschlonzt, aber ich fand es sehr faszinierend und würde das gern auch selber mal machen. Der Jäger, der das Tier erlegt hat, muss übrigens auch immer die Hauptarbeit beim Ausweiden erledigen, bekommt aber je nach Erfahrung auch entsprechende Hilfe. Es war sehr schön, mal den kompletten Prozess von Tötung bis Lebensmittel mitzubekommen, und wir sind sehr froh, dann mit über 10kg Elchfleisch wieder nach Hause zu fahren am letzten Tag.
    Sehr überrascht waren wir übrigens davon, dass die Leber hier nicht gegessen wird beziehungsweise für die Hunde mitgenommen wird. Leider hatten wir keinen Platz mehr im Gefrierschrank, aber wir hätten einige Kilo mit nach Hause nehmen können. Für nächstes Jahr wissen wir Bescheid.
    Ähnlich verhält es sich mit Herz. Da waren wir aber erfolgreich. Traditionell wird das Herz dann teilweise ganz zum Schluss versteigert (aber manchmal will es dann keiner). Das wird hier höchstens als Delikatesse geräuchert und getrocknet und dann in Scheiben gegessen. Ansonsten kaum. Daher habe ich das Herz einer Kuh zum Schluss für 5€ ersteigert (etwa 1,5kg), und eines vom Bullen noch gerettet, als es zusammen mit den restlichen Organen auf den Boden etwas abseits der Hütte geworfen wurde. Das war auch ursprünglich, das blutige, noch warme Herz des Tieres mit dem Messer abzuschneiden und herumzutragen.
    Jedenfalls hatten wir dann 3kg Elchherz und haben drei Tage lang Herzeintopf zum Abendessen gehabt. Schmeckt wie jedes andere Herz, allerdings war das Fett, das um das Herz herum teilweise ist, absolut köstlich - wird wohl an der guten Ernährung der Tiere liegen.
    Ob es zur nächsten Elchjagd schon für den eigenen Jagdschein reicht, hängt vom Tempo ab, in dem ich die Sprache lernen kann.

  • Über Bequemlichkeit

    Unser Umzug nach Schweden war auch zum Teil der Versuch einer Reduktion aufs Wesentliche. Weniger Trubel, weniger Menschen, weniger Komfort. Während es noch schönes Wetter hatte, hat es sich hier auf dem Grundstück leicht gelebt, im Sommer bei den extrem langen Tagen wird es fantastisch werden.
    Jetzt, in der kalten und dunklen Jahreszeit, werden wir auch täglich mit uns selber konfrontiert und mit unserer Bequemlichkeit. Lediglich unsere Wohnhütte ist einigermaßen wintertauglich isoliert und hat zwei Heizquellen. Abends, wenn der Ofen läuft, ist die Temperatur schon mal bei 23 oder 24 Grad. Über Nacht kühlt es dann aber auch hier auf 13-15 Grad ab, das ist dann die Temperatur, die uns morgens erwartet. Oft lassen wir das dann auch so. Ein Gewöhnungseffekt lässt sich definitiv beobachten. Allerdings ist das manchmal schon kühl, vor allem, wenn ich hier längere Zeit sitzen "muss", dann hilft zum Beispiel ein stündliches kleines Workout. Oder zwischendurch eine Stunde Arbeit draußen. Irgendwas ist immer zu tun, und Tätigkeiten wie Holz hacken feuern den Körper auch gut an. Ansonsten gilt: warme Kleidung, gern auch mal Schal und Mütze innen. Tee und entsprechendes Essen helfen zusätzlich.
    Etwas unbequemer ist dann die Situation in der Schlafhütte, die eigentlich eine reine Sommerhütte ist. In den ersten kalten Nächten habe ich experimentiert, wie das ohne Heizung ist. Morgens unter 5 Grad im Inneren der Hütte war dann doch etwas zu kalt. Da ist dann das Kondenswasser an den Fenstern innen schon gefroren. Momentan habe ich als Starttemperatur ca. 15 Grad, morgens sind es dann ungefähr 9 oder 10 (bei moderaten Minusgraden, wie heute bei etwa minus 4 oder 5). Unter diesen Temperaturbedingungen heizt die Heizung dort stündlich ca 2 Grad auf, und wenn sie aus ist, geht etwa 1 Grad stündlich wieder verloren. Das ist ökologisch natürlich Quatsch (immerhin haben wir Ökostrom), aber für diesen Winter geht es vorerst nicht anders. Morgens ist es jedenfalls schon eine gewisse Überwindung, das warme Bett zu verlassen.
    Zusätzlich unbequem ist es, ins Freie zu müssen, um ins Bad zu kommen. Früh morgens 25 Meter bei Frost oder Regen zum Kacken zu gehen ist was anderes, als nackt in einer wohltemperierten Wohnung ums Eck zu schlurfen. Dafür schaut einen dann schon mal ein Reh von 3 Metern entfernt blöd an, das man überrascht hat.
    Schaden werden uns diese Unbequemlichkeiten nicht. Sie sind frei gewählt - wenn wir es warm haben wollen, können wir es jederzeit warm haben. Die Situation hier wird uns aber einiges lehren. Und uns mutmaßlich robuster werden lassen.

    Bezüglich des Wildwechsels hier auf dem Grundstück bin ich übrigens überrascht. Rehe sind hier fast täglich (nächtlich) unterwegs, auch direkt um die Hütten herum, die habe ich schon öfter mal überrascht, man sieht es aber auch gut an den Spuren. Ein Wildschwein hatten wir auch schon. Unser Hauselch, der auf dem Feld gegenüber gern grast, hat die Jagd auch überlebt und ist teilweise direkt auf der anderen Straßenseite (das sind dann etwa 30 Meter von der unteren Hütte). Im Winter / Frühjahr kommen Elche durchaus auch mal in den Garten. Das wird insgesamt eine Herausforderung, wenn die Bäume anfangen zu sprießen und der Rest langsam wachsen soll.
    Eine Wolfsspur habe ich vor einer Hütte auch schon gefunden. Die sind hier unterwegs, aber nicht so häufig. Immerhin so, dass zum Beispiel Hunde im Freien nur im geschlossenen Zwinger gehalten werden sollen, weil es sonst durchaus mal Stress geben kann. Füchse und Dachse gibt es auch, habe ich aber noch nicht gesehen. Sehr spannend das alles.

  • bearbeitet November 2021

    Training

    Ich habe mich zur Zeit von einem Training im Fitnessstudio komplett verabschiedet. Jetzt trainiere ich regelmäßig, aber intuitiv. Elemente sind hier regelmäßiges (1-2x pro Woche) joggen, Workouts daheim, Bogenschießen, und Kombinationen von all dem.

    Workout Oberkörper beispielhaft: Supersätze Liegestütz / Schwimmer, Rudern 1armig mit Kettlebell, Clamshell mit Minibändern, Turkish Getups Kettlebell

    Workout Unterkörper beispielhaft: Ausfallschritte mit hinterem Bein auf Stuhl (Kettlebells 24 + 20 Kg in den Händen), Kniebeugen mit den Kettlebells, 1beinige Deadlifts Kettlebell, Bizeps und Trizeps zwischendrin als Pause für die Beine. Verschiedene Gangarten mit Minibändern.

    Ich habe im Freien Turnringe aufhängen. Gestern habe ich eine Art Zirkeltraining gemacht: 6 Pfeile schießen, Hügel auf unserem Grundstück (an einer Stelle sehr starke Steigung) hochsprinten, Klimmzüge in den Ringen, Liegestütz, dann wieder schießen usw.

    Jetzt, wo Dauerfrost ist, kann ich mich auch noch mal um einen alten Traktorreifen kümmern, das sollte hier nicht so schwer sein. Dann kann ich damit auch arbeiten. Im Herbst waren die Wiesen so feucht, dass der Reifen und das Training daran vermutlich die Wiese kaputt gemacht hätten.

    Alle zwei Tage nutze ich die Infrarotsauna, für einen Zeitraum von etwa 40-60 Minuten.

  • Kälte

    In den letzten 10 Tagen haben wir hier meistens Temperaturen zwischen minus 7 Grad tagsüber und fast minus 15 nachts. Leider hat es noch nicht geschneit, aber das wird sicher kommen und ich freue mich schon drauf. Optisch sieht hier alles aus wie im Winterwunderland. Durch gefrorenen Reif und Eis ist alles weiß, auch ohne Schnee. Auf allen Oberflächen Eiskristalle, und nachts, wenn ich mit Taschenlampe von Haus zu Haus gehe, glitzert alles geradezu kitschig im Licht. Es ist wunderschön, aber sehr kalt. Entsprechend viel müssen wir heizen, auch um auf eine Raumtemperatur von nur 17 oder 18 Grad zu kommen, im Haupthaus. In den anderen Häusern können diese Temperaturen nicht erreicht werden. Da friert auch schonmal das Kondenswasser innen an den Scheiben oder an der Tür im Bad nach dem Duschen.
    Insgesamt merke ich, dass ich durch die Kälte auch etwas mehr essen muss, um nicht zu viel zu frieren. Ich habe mir in den letzten Tagen angewöhnt, am Vormittag 3 oder 4 Rühreier in Butter zu frühstücken. Ansonsten verkrafte ich die Kälte draußen ganz gut. Ich bin gespannt, wie kalt es im Verlauf des Winters noch werden wird. Für Ende November ist es im Vergleich zu den letzten Jahren schon außergewöhnlich kalt, bekommen wir hier gesagt.
    Einige kleine Seen hier in der Gegend sind schon komplett zugefroren, in ein paar Tagen müssen man draufgehen können. Da freue ich mich sehr drauf, das letzte Mal auf einem gefrorenen See war ich als Kind, glaube ich. Vielleicht schaffe ich mir sogar mal Schlittschuhe an. Wo, wenn nicht hier.


    Eisblumen auf der Saunatür

  • @Room101 schrieb:
    Training

    Ich habe mich zur Zeit von einem Training im Fitnessstudio komplett verabschiedet. Jetzt trainiere ich regelmäßig, aber intuitiv. Elemente sind hier regelmäßiges (1-2x pro Woche) joggen, Workouts daheim, Bogenschießen, und Kombinationen von all dem.

    Workout Oberkörper beispielhaft: Supersätze Liegestütz / Schwimmer, Rudern 1armig mit Kettlebell, Clamshell mit Minibändern, Turkish Getups Kettlebell

    Workout Unterkörper beispielhaft: Ausfallschritte mit hinterem Bein auf Stuhl (Kettlebells 24 + 20 Kg in den Händen), Kniebeugen mit den Kettlebells, 1beinige Deadlifts Kettlebell, Bizeps und Trizeps zwischendrin als Pause für die Beine. Verschiedene Gangarten mit Minibändern.

    Ich habe im Freien Turnringe aufhängen. Gestern habe ich eine Art Zirkeltraining gemacht: 6 Pfeile schießen, Hügel auf unserem Grundstück (an einer Stelle sehr starke Steigung) hochsprinten, Klimmzüge in den Ringen, Liegestütz, dann wieder schießen usw.

    Jetzt, wo Dauerfrost ist, kann ich mich auch noch mal um einen alten Traktorreifen kümmern, das sollte hier nicht so schwer sein. Dann kann ich damit auch arbeiten. Im Herbst waren die Wiesen so feucht, dass der Reifen und das Training daran vermutlich die Wiese kaputt gemacht hätten.

    Alle zwei Tage nutze ich die Infrarotsauna, für einen Zeitraum von etwa 40-60 Minuten.

    Spannend! Warum trainierst du nicht mehr im Fitnessstudio? Gibt es dafür in Schweden auch "2G" Regelungen?+

    Bereitest du dich mit dem Bogenschießen auf eine mögliche Bogenjagd vor? Haben eine Einbindung von Bogenschießen ins Training bisher auf IG oder YT bei einigen Bogenjägern gesehen.

    Vielen Dank für deine Berichterstattung. Ich plane nächstes Jahr im Sommer auch endlich nach Schweden zu fahren :)

  • @Daniel schrieb:

    @Room101 schrieb:
    Training

    Spannend! Warum trainierst du nicht mehr im Fitnessstudio? Gibt es dafür in Schweden auch "2G" Regelungen?+

    Bereitest du dich mit dem Bogenschießen auf eine mögliche Bogenjagd vor? Haben eine Einbindung von Bogenschießen ins Training bisher auf IG oder YT bei einigen Bogenjägern gesehen.

    Vielen Dank für deine Berichterstattung. Ich plane nächstes Jahr im Sommer auch endlich nach Schweden zu fahren :)

    Hier in Schweden gibt es keinerlei G Regelungen oder Maskenpflicht. Ich möchte lieber direkt hier im Umfeld trainieren, ohne teilweise extra 20km oneway fahren zu müssen, um einen Trainingsplan zu erfüllen. Gerade im Winter kann die Fahrt auch etwas mühsam werden und ist unnötig, meiner Meinung nach. Auch ökologisch macht das nicht so viel Sinn. Sobald wir eine Wallbox haben, denke ich vielleicht anders über solche Autofahrten.

    Bogenjagd ist in Schweden verboten. Es wird in den Jägerverbünden aber diskutiert, das mittelfristig einzuführen. Ich mache das nur zum Spaß, beziehungsweise mittelfristig auch, um gut jagen zu können, sollte es erlaubt sein. Aber dann würde ich auch mit einem richtigen Compound-Bogen jagen und nicht mit dem Recurve, den ich habe.

    Meld dich ruhig mal bei uns, wenn du nach Schweden fährst!

  • Danke für deine Berichte @Room101 ! Ich habe noch nie Eisblumen gesehen, die sind wunderschön :)

  • Homegym ist imho das Geilste.

  • @Sascha schrieb:
    Homegym ist imho das Geilste.

    Sehe ich auch so. Meine Garage ist eine 10 sekündigen Fußweg von meiner Wohnung entfernt und hat alles was ich brauche :)

  • Licht als Statement

    Schweden ist, was Licht angeht, ein extremes Land. Im Sommer gibt es sehr viel Helligkeit und Licht, was wir bisher nur in Ansätzen kennen lernen durften. Wir freuen uns schon auf lange, laue und helle Sommernächte. Im Winter sind die Tage umso kürzer, die Dunkelheit umso größer. Ich kann von mir sagen, dass mich das noch gar nicht so sehr stört, obwohl das Maximum der Dunkelheit schon fast erreicht ist. Es ist allerdings schon komisch, manchmal am Nachmittag gegen 3 zu denken "oh, fast dunkel, Feierabend!". Die Schweden haben ein Talent dafür, es sich gemütlich zu machen. Und das sieht man auch nach außen. Überall brennt Licht. Fährt man mit dem Auto durch die Nacht, kommt es nicht selten vor, dass man an einem Haus vorbeikommt, wo in jedem der zahlreichen Fenster ein Licht brennt. Häufig auch, wenn niemand zu Hause ist. Auch in Städten brennen in den Wohnungsfenstern vielerorts aus Prinzip Lichter. Einem Deutschen, der mit Energiesparen aufgewachsen ist, kommt das vielleicht sehr befremdlich vor. So wie dem einen, der in unserem Schwedischkurs ist. Der verstand das einfach nicht, dass diese Schweden überall Licht an haben, und nicht nur in dem Raum, wo sie gerade sind. Aber der hat auch für seinen Hühnerstall ein Fundament ausgehoben und gegossen.
    Fakt ist, dass diese Angewohnheit, Licht brennen zu lassen, teilweise wunderschön aussieht. Ich meine zu verstehen, dass es (auch) ein Statement der Schweden ist, sich von Kälte und Dunkelheit nicht unterkriegen zu lassen. Ein sehr sympathisches. Es symbolisiert für mich auch eine Offenheit im Sinne von "in diesem Haus ist Licht an, wenn du draußen im Dunkeln verloren bist, komm her" - und zeigt somit irgendwie auch die Offenheit der Menschen, wie wir sie hier kennen gelernt haben (das ist allerdings sicher nicht überall so und meine persönliche Interpretation der konkreten Umstände hier). Und in Zeiten von LED Lichtern kann man da auch ökologisch seinen Frieden mit schließen, wenn man möchte.

  • Auch von mir als passiver Mitleser: Danke für die schönen Berichte! @Room101

  • @Gnahn schrieb:
    Auch von mir als passiver Mitleser: Danke für die schönen Berichte! @Room101

    +1. Ich verfolge auch gespannt mit.

  • +1 Ich auch!

  • Schnee

    "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" von Peter Hoeg ist einer meiner Lieblingsromane, das Buch habe ich mehrfach gelesen. Nebenbei geht es dort um die differenzierte Sichtweise der Inuit bezüglich Schnee und Eis, ihre vielfältige Terminologie und ausgeprägte Beobachtungsgabe bezüglich dieser Ausschnitte ihrer Lebenswelt.

    Auch hier hat es endlich angefangen zu schneien. Zwar bisher nur gute 5cm, aber dafür ist es hier ja so kalt, dass der Schnee bleibt. Als gebürtiges Ruhrgebietskind habe ich in der Kindheit nicht allzu viel Schnee erleben können. Ab und zu gab es das wohl mal, aber eigentlich so gut wie nie Bilderbuchschnee. Hier in Schweden fühle ich mich, was das Naturerlebnis angeht, ja konstant wie in einem Bilderbuch. Die Seen sind langsam zugefroren. Habt ihr schonmal die Geräusche gehört, die zufrierende oder auftauende Seen manchmal machen? Richtig abgefahren! Zu den Geräuschen, die Eis machen kann, habe ich dieses faszinierende Video hier gefunden:

    In den letzten Tagen gab es auch drei verschiedene Arten von Schnee. Zunächst mal normalen Schnee, so wie ich ihn kenne, das war die erste Schicht. Dann war es so kalt, als es geschneit hat, dass eine weitere sehr lockere Schicht auf die ersten Schicht gefallen ist. Das lag daran, dass die Schneekristalle nicht zusammengesackt sind und man sie, wenn man sich den Schnee aus der Nähe angeschaut hat, sehr deutlich sehen konnte (siehe Bild). Sehr faszinierend. Später kam dann noch eine ähnliche Schicht Schnee darauf, die aber etwas körniger war. Möglich, dass Inuit für diese drei Sorten Schnee verschiedene Worte haben.

    In den nächsten Tagen ist eigentlich konstant Schnee vorhergesagt, ich bin gespannt, wie viel es tatsächlich wird. Ich freue mich jedenfalls sehr darüber. Ein angenehmer Nebeneffekt des Schneewetters gerade ist, dass die Temperaturen sich etwas gemäßigt haben. Heute früh waren es laue minus 5 Grad. Das macht das Heizen auch etwas leichter und wenn ich gleich joggen gehe, spüre ich vielleicht sogar meine Hände.

  • bearbeitet Dezember 2021

    Essen

    Ich muss sagen, dass wir uns hier in Schweden gut ernähren. Die Kosten für Lebensmittel sind hier zu einem guten Teil geringer, als in Deutschland (zumindest in München). Bio-Eier von freilaufenden Hühnern kosten uns etwa 40cent. Für Februar haben wir vom selben Hof, wo wir auch die Eier herbekommen, 10kg freilaufendes Schwein bestellt, für etwa 16€ pro Kilo. Supermarktpreise sind vergleichbar. Es kommt natürlich auch ein bisschen darauf an, womit genau man es vergleicht. Wenn man die billigsten Discounter-Preise als Referenz heranzieht, ist es hier vermutlich nicht günstig. Aldi gibt es nicht, einige Lidl-Filialen aber schon.

    Eigentlich bereiten wir jedes Abendessen auf dem Holzofen zu, es beschränkt sich also nach wie vor in der Hauptsache auf Eintöpfe im weitesten Sinne. Zum Beispiel ein ganzes Huhn zu einer Hühnersuppe gekocht. Oder Lammstücke, die es im Großmarkt tiefgefroren relativ güstig gibt, mit Gemüse und Kartoffeln zu einem Eintopf gekocht. Das ist für uns sehr befriedigendes Essen jetzt in der kalten Jahreszeit.

    Ansonsten ist Schweden sicherlich kein Land mit einer so ausgeprägten Esskultur, wie man es beispielsweise aus Frankreich oder Italien kennt. Essen hier ist einfach, wenig verfeinert und bodenständig.

    Die Schweden lieben ihre Wurst. Die Wurstauswahl (nicht Aufschnitt, sondern ganze Würste) im Kühlregal ist immens. Es gibt Frühstückswurst, Mittagswurst, und ungefähr 50 andere Sorten. Die Falukorv (korv = Wurst, Falu ist eine Stadt) ist eine Art Fleischwurst und geographisch geschützte Bezeichnung. Interessant auch, dass hier diverse Würste mit Innereien versetzt sind, die auch auf der Zutatenliste verzeichnet sind. Wir haben schon probiert und gemocht: eine Wurst ähnlich von Pinkel, also mit ein paar Getreidekörnern drin, ansonsten mit Fleisch aus Zunge und Herz, relativ grob. Super für Eintöpfe. Oder eine Art Leberwurst, in der aber auch Lunge verarbeitet war.
    Der Schwede an sich liebt aber auch speziell seine Snackwurst. Bei der Elchjagd zum Beispiel hatte jeder zweite eine Art Teleskop-Grillgabel dabei. Da wurde dann zu jeder Tageszeit eine Wurst draufgespießt und über dem Feuer gegrillt. Dazu wird meist sehr zweifelhaftes Billigbrot gegessen. Oder die Wurst kommt in einen Taco oder Hotdog.
    Wer keine Grillgabel hat, legt die Wurst auch schonmal direkt auf die Glut.

    Eine weitere Eigenart der Schweden ist Lakritz - eigentlich eher das Laster der Finnen, soweit ich weiß. Aber auch hier gibt es Salmiak und Lakritz in vielen Gestalten. Zum Beispiel als Vanilleeis mit Lakritz... Sehr gern zusätzlich in Kombination mit Himbeere (warum auch immer). Ich hab auch noch eine Tafel Schokolade herumliegen mit Lakritzstückchen und Himbeer...

  • Frohe Kunde

    Heute gab es gute Nachrichten für uns: etwa zwei Monate nach Beantragung haben wir jetzt das Okay bekommen, dass uns unsere Personnummern zugesendet werden. Das war jetzt zwar ein bisschen Hin und Her, aber letztlich doch 7 Wochen schneller, als uns angekündigt wurde. Damit sind unsere Erfahrungen mit der schwedischen Bürokratie nach wie vor hervorragend.
    Mit der Nummer sind wir in Schweden versichert, können ein Bankkonto eröffnen und die so genannte Bank ID nutzen. Das ist sozusagen ein universeller Login für viele online-Dienstleistungen. Jetzt ist es auch möglich, Strom und Internet zum Beispiel direkt als Bankeinzug abbuchen zu lassen. Generell läuft in Schweden mehr digital. Wenn Papier-Rechnungen versendet werden (wie zum Beispiel für unser Internet), fallen mitunter Gebühren von 5€ oder mehr an. Pro Rechnung.

  • Heute haben wir unseren schwedischen Ausweis beantragt. Organisatorisch ist das ganz gut gemacht: das Bild wird über ein Gerät direkt dort gemacht. Man darf darauf sogar lächeln, das wirkt dann gleich freundlicher, als bei den biometrischen Passbildern in Deutschland.
    Ging schnell und unkompliziert, und mit dem Ausweis können wir dann endlich auch ein schwedisches Bankkonto eröffnen.

  • Gestern haben wir den Kaufvertrag für ein weiteres Haus unterschrieben. Das ging jetzt überraschend schnell. Innerhalb von nicht einmal drei Wochen, seitdem uns eine Nachbarin im Gespräch erzählt hat, dass sie das Haus (ihr Elternhaus) verkaufen will, nachdem wir erwähnt haben, dass wir noch etwas suchen. Die Lage ist perfekt, 500m von unserem bisherigen Wohnort, und wir haben das Haus zu einem sehr günstigen, angemessenen Preis bekommen, ohne dass es ein Bieterverfahren gab.
    Mehr Infos und Bilder hier:
    https://sandrasverige.home.blog/2022/01/21/38-erweiterung/

  • @Room101 schrieb:
    Gestern haben wir den Kaufvertrag für ein weiteres Haus unterschrieben. Das ging jetzt überraschend schnell. Innerhalb von nicht einmal drei Wochen, seitdem uns eine Nachbarin im Gespräch erzählt hat, dass sie das Haus (ihr Elternhaus) verkaufen will, nachdem wir erwähnt haben, dass wir noch etwas suchen. Die Lage ist perfekt, 500m von unserem bisherigen Wohnort, und wir haben das Haus zu einem sehr günstigen, angemessenen Preis bekommen, ohne dass es ein Bieterverfahren gab.
    Mehr Infos und Bilder hier:
    https://sandrasverige.home.blog/2022/01/21/38-erweiterung/

    spannend. Danke fürs Teilen. Auch an deine Frau :smile:

  • Heute zum ersten Mal im neuen Haus geschlafen. Morgens ohne viel Kleidung auf der warmen Toilette kacken gewesen und danach einfach so mit warmem Wasser die Hände gewaschen. Ich glaube, jetzt verweichliche ich.

  • bearbeitet April 2022

    Ich fordere ein Update!


    "insert-meme-here"



    Ich weiß - ich hab hier gar nix zu fordern, aber ich und viele Mitlesenden würden sich bestimmt ein paar schöne Frühlingsbilder und den ein oder anderen Bericht zum Alltag freuen. Und wir wollen wissen ob du jetzt völlig verweichlicht bist :-D

  • Stimmt - ich habe mich hier lange nicht zu Wort gemeldet.
    Über Frühlingsbilder würde ich mich übrigens auch freuen. Hier hat es vorgestern über Nacht nochmal fast 20cm geschneit und es wird nachts immer noch sehr kalt, teils bis fast minus 10 Grad. Das soll aber kommende Woche wohl vorbei sein.

    Nun wohnen wir seit gut zwei Monaten im neuen Haus und sind hier auch mehr und mehr zu Hause. Die erste Zeit war noch mehr damit gefüllt, Sachen von den Hütten hier her zu transportieren, Dinge zu ordnen und einige Anschaffungen zu tätigen (Sportzimmer eingerichtet, Couch gekauft, Kühltruhe für den Keller usw). Zu Anfang musste noch unsere Wasserpumpe ausgetauscht werden und wir mussten alle Abflüsse mal absaugen und durchspülen lassen. Das Haus war vor uns viele Jahre nur zeitweise als Sommerhaus und gelegentlich über das restliche Jahr bewohnt. Jetzt funktioniert aber alles so weit.
    Ich fühle mich hier wohl. Es ist eben ein altes Haus und man könnte in vielen Bereichen sofort anfangen, etwas zu machen, aber es fällt mir gar nicht so schwer, da etwas schwedische Gelassenheit walten zu lassen. Die Lage, 500m von der asphaltierten Straße entfernt, ist natürlich noch einmal ein gutes Stück ruhiger, als vorher. Die Sonnenlage ist hier auch hervorragend. Eigentlich bekommt das Haus den kompletten Sonnenlauf ab. In alle Richtungen schaut man auf Felder, Bäume, einen kleinen Fluss. Der nächste Nachbar ist etwa 200m entfernt. Drum herum und hier auf dem Grundstück sind auch immer viele Tiere zu beobachten, dazu aber später mal mehr.

    Heute möchte ich auch noch ein bisschen über wirtschaftliche Aspekte schreiben.
    Meine Frau hat inzwischen einen Halbtagsjob in einem Supermarkt an der Kasse angenommen. An der norwegischen Grenze sind große Einkaufszentren, wo die Norweger in Scharen zum shoppen hinfahren, weil hier alles sehr sehr viel billiger ist (bisschen vergleichbar mit dem Unterschied Schweiz - Deutschland, teils aber noch ausgeprägter). Sie ist ja eigentlich Lehrerin und hätte auch eine Arbeit als Lehrerin beginnen können. Dann "durften" wir aber erfahren, dass Lehrer in Schweden erstaunlich schlecht bezahlt werden. So schlecht, dass ein Job an der Supermarktkasse unter Umständen (je nach Schichten und Zulagen) besser bezahlt ist. Das wirft kein gutes Licht auf das schwedische Bildungssystem. Zwar ist das Gehalt bei vollständiger Akkreditierung (Sprachkenntnisse) und unbefristeter Anstellung (8 Wochen Ferien und trotzdem Gehalt) besser, aber immer noch nicht angemessen, unserer Meinung nach.
    Andererseits ist ein Job an der Supermarktkasse hier auch anders angesehen (nämlich als ganz normaler Job, nicht als Job der Verlierer), als in Deutschland. Das ist uns schon auf unseren Reisen zuvor aufgefallen.

    Warum schreibe ich das? Uns wird hier immer wieder bewusst, wie angenehm die Lebenshaltungskosten sind. Wir besitzen jetzt 7,5Ha Land, ein Haus, drei Hütten. Die laufenden Kosten für alles das können mehr oder weniger vom Betrag gedeckt werden, der durch einen Halbtagsjob an der Supermarktkasse rauskommt (Ernährung und Benzin nur bedingt eingerechnet).
    Zum Vergleich sehen wir die Zustände in Deutschland, wo eine Freundin meiner Frau gerade ein Haus anmietet für über 2000€ Kaltmiete, und es sich eigentlich nicht leisten kann. Oder wo jemand anderes gerade ein Reihenhaus mit kleinem Garten im Münchner Umland gekauft hat, das saniert und mit Krediten einen siebenstelligen Betrag dafür aufbringen musste. Wir haben für unser Haus und 5000 Quadratmeter Grund dazu noch nicht einmal einen sechsstelligen Eurobetrag gebraucht.

    Wir bekommen natürlich auch mit, wie dramatisch sich manche Dinge (Energiekosten z.B.) in Deutschland entwickeln. Teils sind wir hier natürlich auch von steigenden Preisen betroffen. Aber wir haben bei fast allem (auch bezüglich des Virus) hier das Gefühl, dass es etwas gemäßigter und vernünftiger zugeht. Auch hier ist Benzin teurer geworden. War es vor dem Krieg immer ein paar Cent teurer als in D, ist es jetzt aber ein gutes Stück weniger teuer. Hier werden außerdem ab Mai die Steuern für 5 oder 6 Monate um etwa 30 Cent auf Benzin gesenkt.

    Strom ist in Schweden grundsätzlich günstig. Eine Besonderheit hier ist, dass viele keinen fixen Strompreis zahlen. Man kann Verträge abschließen zu einem fixen Strompreis (das haben wir auch), teilweise ist der Preis dann bis zu 10 Jahre fix. Die Stromrechnung setzt sich aus dem Netzbetreiber zusammen (den man nicht wählen kann). Dort zahlt man eine Grundgebühr, und dann eben noch pro kwh. Zusätzlich zahlt man den Stromlieferanten, den man sich aussuchen kann. Wenn man keinen festen Strompreis hat, richtet sich die Höhe nach vielen Faktoren. Hier in Schweden auch nach Wetterlage (viel Regen und Wind gleich billiger Strom, wegen der entsprechenden Energiegewinnung). Die monatlichen Preise sind aber sehr volatil. Innerhalb des letztes Jahres gab es innerhalt von wenigen Monaten die niedrigsten Strompreise ever und die höchsten. Das hat dann viele ohne festen Strompreis ziemlich getroffen. Zur Erinnerung: hier heizen viele mit Strom. Auch wir haben in den Hütten bis auf einen kleinen Holzherd ja ausschließlich Stromheizungen. Dann lag eines Tages ein Brief in Briefkasten, in dem uns unser Strombetreiber mitteilt, dass wir 30€ Rückzahlung bekommen. Die Regierung habe beschlossen, dass die Vielverbraucher wegen der hohen Preise unterstützt werden...

    Zum Thema Verweichlichung:
    Unser Kälteempfinden hat sich während des kalten Winters in den Hütten etwas nach unten reguliert. Auch hier im neuen Haus haben wir eine Raumtemperatur ohne Sonneneinstrahlung von etwa 15 Grad. Was die Kosten angeht, ist das auch ganz gut so.
    Im Keller haben wir eine Kombiheizung Öl/Scheitholz. Heizöl war hier im Gegensatz zu Strom schon immer teurer als in D. Zur Zeit pro Liter fast 2€. Wir kommen bisher noch mit dem, was von der Vorbesitzerin im Tank war, aus. Hoffen, dass das auch bis in den Sommer hinein reicht, wo dann hoffentlich die Preise zumindest etwas runtergehen, aber das ist natürlich ein Gamble. Jedenfalls ist es nicht schlecht, dass wir keine so extrem hohen Wärmebedürfnisse haben. Ich gehe davon aus, dass in dem zugigen Haus hier ein Aufheizen auf konstant 20 Grad unverhältnismäßig mehr Energie kosten würde.
    In der Küche haben wir hier auch einen großen Holzherd, der eigentlich jeden Abend an ist und zumindest den Raum sehr stark aufwärmt.
    Die Scheitholzbefeuerung des Heizkessels haben wir noch nicht ausprobiert. Aber es ist ein gutes Gefühl, theoretisch gratis und ohne Öl heizen zu können. Im Schuppen hier haben wir viel Holz zum Haus dazubekommen (etwa 10 Raummeter). Auf dem Grundstück lagen auch noch einige schon gefällte Stämme, die ich nach und nach spalten und lagern werde, und einen Wald haben wir ja auch noch.

    So viel für heute, bald zu anderen Themen mehr!

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