Warum Erzählungen so wichtig sind
Direkt aus meinem Zettelkasten:
Erzählungen sind Spiele, die der Erzähler mit seinen Hörern spielt.[6][#truby2008] Der spielerische Teil kommt dann zum Tragen, wenn er seinem Publikum Informationen vorenthält und es rätseln lässt, welche das sind.[7][#truby2008] (vgl. Plotelement Rätsel [[202104170936]])
Der dramatische Code ist eine metaphorische Beschreibung davon wie eine Person sich entwickeln kann.[7][#truby2008] Der Held demonstriert, wie man sich entwickeln sollte, der Bösewicht, wie man sich nicht entwickeln sollte, die Geschichte wie man sich entwickeln kann.
Erzählungen stellen dabei nicht die reale Welt dar, wie sie ist. Vielmehr geben sie die Conditio Humana in verdichteter und überhöhter Form wieder, sodass die Hörer ihr Verständnis davon verbessern können, wie das Leben selbst funktioniert.[9][#truby2008]
[#truby2008]: John Truby (2008): The Anatomy of Story, New York: Farrar, Straus and Giroux.
Kommentare
Eine destruktive Erzählung ist demnach eine, die nicht so funktioniert wie das Leben, es den Rezipienten aber glauben lässt?
Ich will intuitiv schreiben, dass es zumindest eine der Weisen ist, wie eine Erzählung zerstörerisch ist. Aber ich glaube fast, dass es wirklich das Einzige ist, was eien Erzählung schädlich machen kann: Es ist die Lüge. Was könnte sonst eine Erzählung korrumpieren, wenn der Erzähler die Wahrheit sagt und sich redlich um die Wahrheit bemüht?
Man könnte nun den Irrtum als Möglichkeit zulassen. Aber mir ist es noch nie untergekommen, dass ein Erzähler sich schlicht geirrt hat. Grundsätzlich kam bisher (Interviews, Bücher über Autoren, Biographien, usw.) raus, dass der Erzähler sich und andere belügt, teilweise sogar charakterlich bis zu Hässlichkeit korrumpiert war.
Ich nenne immer den Spruch "Es kann nicht sein, was nicht sein darf." als der Kern dieser schädlichen Erzählungen.
Ist es nicht seltsam, dass früher Erzählungen das Lebensorientierende waren, das es gab (Mythen, Religionen, Erfahrungsberichte usw.), während der heutige (überwiegend völlig orientierungslose) Mensch glaubt, dass Erzählungen nichts weiter als Entertainment sind? Dabei sind es eben Erzählungen, die gerade als Waffe benutzt werden, um Menschen in Lager zu trennen. (Nicht so verschwörungsmäßig, sondern durch kollektive Phänomene durch solche Sachen wie "XY-Leugner" und "Linksversiffer")
Hierzu habe ich diese sehr interessante Reihe gesehen, die vielleicht zum Thema passt ,,Joseph Campbell And The Power Of Myth''
https://archive.org/details/josephcampbellandthepowerofmyth06loveandthegoddess/Joseph+Campbell+and+the+Power+of+Myth+01+-+The+Hero's+Adventure.mkv / https://en.wikipedia.org/wiki/The_Power_of_Myth
Der Joseph Campell hat verschiedenste Religionen/Kulturen etc. untersucht auf gemeinsame Mythen/Geschichten/Erzählungen.
Danke!
Conscious processing of narrative stimuli synchronizes heart rate between individuals
Da haben verschiedene Gruppen Erzählungen vorgespielt bekommen und haben mit ähnlichen Veränderungen der Herzfrequenz reagiert. Ging da zwar auch viel um Aufmerksamkeit/Bewusstsein, aber trotzdem ganz interessant, wenn man das mal weiterdenkt.
Neural correlates of gratitude
Da geht's eigentlich um Dankbarkeit, aber da wurden Geschichten über andere Personen benutzt, um die auszulösen. Auch spannend.
Zwei Studien, die vielleicht zum Thema "Erzählungen" weiterhelfen @Sascha
Coolio. Vielen Dank @Johannes
Da das Thema heutzutage sooo relevant ist, Kennt jemand einen guten Filmklassiker, der sich mit dem Problem des Hedonismus, Sucht, Wille und Unwille zum Schmerz und dessen Folgen auseinandersetzt ? Ich meine, Matrix dreht sich ein bisschen darum. Mehr fällt mir da aber nicht ein.
Fight Club.
Den 100%ig passenden Film habe ich leider nicht parat, aber Wolf of Wallstreet und The Great Gatsby fallen mir zu Hedonismus ein, und zum Thema Sucht fand ich A Star Is Born eindrücklich.