[project log] Johannes: Low Information Diet Februar 2020

bearbeitet März 2020 in Tagebücher und Logs

[project log] Johannes: Low Information Diet Februar 2020

Vom 29.01.2020 bis zum 29.02.2020 werde ich 32 Tage lang eine Low Information Diet machen. Ich nehme euch mit auf die Reise. Dabei werde ich mir die ein oder andere Blöße geben. Der Log ist einerseits für mich gedacht, da ich gezwungen bin, das Projekt anständig zu reflektieren. (Das hat sich bei meinen Kältegängen bewährt.) Andererseits ist er für euch gedacht, zur Inspiration, Anregung zur Selbstreflexion oder zur Beobachtung.

Was?

Low Information Diet. Das heißt für mich, erstens weniger irrelevante Informationen zu konsumieren und zweitens relevante Informationen mit einer anderen Haltung zu konsumieren.

Warum?

  1. Skin in the Game
  2. Emotionales Training
  3. Produktivität

1. Skin in the Game

Der Ausgangspunkt ist, dass ich über die Low Information Diet schreibe, aber in letzter Zeit selbst keine Low Information Diet mehr praktiziere.

Zur Vorgeschichte: Ich habe 2019 ein halbes Jahr ohne Smartphone und Whatsapp verbracht. Von 365 Tagen in 2019 waren mindestens 125 Tage ohne Internet (≙34%). Diese waren vor allem in der ersten Jahreshälfte, in der ich auch kein Smartphone genutzt habe.

Ausgangspunkt Januar 2020: Immer öfter passiert mir folgendes. Ich wache wie aus einem Traum auf, komme zu Bewusstsein und merke, dass ich mir gerade, z.B. nach dem Abendessen, 45min Bullsit reingezogen habe. Bullshit? Youtube self-help shit von Jocko Willink. Casey Neistat Vlogs. Instagram inspirational quotes von Ross Enamait. Medium-Artikel von Leuten, die 30 Tage lang früh aufgestanden sind. Bla bla. Analysen über die Generation Snowflake (meine Generation). Dazu gleich mehr! Kurz im Netz - zack - mindless Informationen reingeballert. Bullshit! Außerdem versuche ich 100 Jahre Einsamkeit zu lesen. Ich lese gerne lange Romane. Das erfordert Aufmerksamkeit. Meine Lektüre von Krieg und Frieden und die Romane Dostojewskijs waren für mich transformative Erfahrungen. Sowohl seelisch als auch kognitiv. An dieser Lektüre merke ich, wenn ich zu zerstreut bin. Dann macht die nämlich keinen Spaß. Und 100 Jahre Einsamkeit lesen macht gerade keinen Spaß - ein deutliches Zeichen.

2. Emotionales Training

Ich bin Generation Snowflake. Warum Snowflake? "Snowflakes melt under pressure." (--Dan Pena)
Situationen zu händeln erfordert Aufmerksamkeit. Ich kann nur lernen zu leiden ohne zu klagen, wenn ich auch geistig anwesend bin.
Emotionales Training findet statt, wenn ich bewusst mit Emotionen konfrontiert bin. Es findet nicht statt, wenn ich ausblende oder betäube.

Welche Funktionen hat kopfloser Informationskonsum für mich? Wie werde ich diese Funktion substituieren?

Betäubung. 2018 habe ich aufgehört, Drogen zu nehmen. Jetzt nutze ich Informationen als Betäubungsmittel. Das ist nicht Sinn der Sache. "Websites, phone apps, and media in general are designed to be as addictive as possible. Treat them as you would other harmful addictions." (--Derek Sivers) Die Drogen der Zukunft sind digital. Ich befinde mich am Anfang selbstständigen Arbeitens, was mich mit Unsicherheiten konfrontiert. Die zu bewusst erleben und die zugrundeliegenden Probleme zu lösen ist ganz zentral, damit ich weiter komme.
Statt mich mit Informationen zu betäuben möchte ich mit meinen Emotionen und Erschöpfung konfrontiert sein.

Ablenkung. Braucht jeder. Statt mich mit Informationen abzulenken werde ich lesen. Das macht mir Freude.

Pause. Das ist paradox. Wenn ich erschöpft bin und eine Pause brauche, zieh' ich mir Bullshit rein. Das ist keine Pause, sondern eine Last. Stattdessen werde ich Pause machen. Also spazieren gehen, nappen, mich bewegen.

Soziale Kontakte. Parasoziale Kontakte sind (genau wie Social Media) nur Fast Food. Statt meine sozialen Bedürfnisse im Internet "zu befriedigen", werde ich mehr Energie in meine Freundschaften investieren.

3. Produktivität

Ich erhoffe mir als Nebenwirkung mehr Energie und kognitive Kapazität für meine Arbeit und meine Freizeit (Freunde s.o. und Lektüre s.u.).

Im Januar habe ich (abgesehen von Forschungsliteratur) gelesen: 260 Seiten Belletristik, 60 Seiten Fachliteratur, 180 Graphic Novel. Das ist mir zu wenig. Auf dem Lesestapel liegen angefangen 100 Jahre Einsamkeit, Start With Why und unangefangen Morgen bin ich ein Löwe, Stella, Verbrecher aus verlorener Ehre, Biedermann und die Brandstifter und das Graphic Novel Roughneck.

Wie?

Erlaubt sind zielgerichtete Forschung, dieses Forum (inkl. @Jost s Fotos), 15min Tagesschau, Bücher. Explizit nicht erlaubt ist das Smartphone am Esstisch und am Schreibtisch, Youtube, Instagram und jeglicher self-help shit.

Ich werde für jeden Tag eine Reflexion teilen.


Ausdrücklich wünsche ich mir jede Form der Kommunikation: Anregungen, Reflexionsfragen, eigene Reflexionen, Feedback, Kritik, Kommentare, und gerne auch Bewertungen. :smile:


Projekt abgeschlossen.

Siehe hier für mein Fazit.

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Kommentare

  • Finde ich sehr interessant, freue mich drauf, das zu lesen!

  • Tagesschau?

  • bearbeitet Januar 2020

    @Johannes schrieb:
    Meine Lektüre von Krieg und Frieden und die Romane Dostojewskijs waren für mich transformative Erfahrungen. Sowohl seelisch als auch kognitiv. An dieser Lektüre merke ich, wenn ich zu zerstreut bin. Dann macht die nämlich keinen Spaß. Und 100 Jahre Einsamkeit lesen macht gerade keinen Spaß - ein deutliches Zeichen.

    Das ist auch für mich immer ein deutliches Zeichen, dass ich zerstreut bin: Wenn mir Bücher, die ich mal gerne gelesen habe, auf einmal nicht gefallen haben bzw. ich gar keinen Zugang gefunden habe. Das ist ja auch schon ein Diagnosekriterium für Sucht: bedingt durch die jeweilige Substanz/das Verhalten keine oder weniger Freude an Dingen, die einem vorher Freude bereitet haben.

    @Johannes schrieb:
    Ich befinde mich am Anfang selbstständigen Arbeitens, was mich mit Unsicherheiten konfrontiert. Die zu bewusst erleben und die zugrundeliegenden Probleme zu lösen ist ganz zentral, damit ich weiter komme.

    Den Entschluss finde ich sehr stark von dir. Ich wünsche, ich hätte es am Anfang meiner Selbstständigkeit auch so gemacht. Bei mir fiel das recht zeitgleich mit dem Ende meines Alkoholkonsums an und ich habe mich in der Zeit durch Medien, Kaffee und Zigaretten sehr intensiv von allen möglichen Unsicherheiten durch meine neue Lebenssituation abgelenkt. Gut war das nicht, und weitergebracht hat es mich erst recht nicht.

    Ich bin gespannt, wie das so bei dir laufen wird.

  • bearbeitet Januar 2020

    @Sascha schrieb: Tagesschau?

    Das ist eine Nachrichten-Sendung vom ARD.

  • @Johannes schrieb:

    @Sascha schrieb: Tagesschau?

    Das ist eine Nachrichten-Sendung vom ARD.

    Echt? :blush:

    Ich meine: Was willst du denn damit?

  • bearbeitet Januar 2020

    29.01.2020

    Reflexion
    Als Sascha nach Links gefragt hat, habe ich es verkackt. Brainpickings ist voller Hyperlinks. Die Seite selbst ist eine Grauzone für meine Low Information Diet. Ich habe heute einen weiterführenden Artikel mehr gelesen als ich wollte, statt nur die Links rauszusuchen... whatever. Die Art und Weise, wie ich den aber gelesen habe, hat mir nicht gefallen: Hektisches Scannen, nach Bulletpoints und Hyperlinks suchend. Unruhig, ziellos, bewusstlos. Süchtig?

    Erstmal gilt es zu Beginn meiner Low Information Diet, Erfahrungen und Beobachtungen zu sammeln.

    Der Tag war ansonsten erfolgreich. Die Logik "Wenn ich eine Zigarette geraucht habe, kann ich auch gleich die ganze Packung rauchen" zieht nicht. Kein Smartphone am Tisch. Kein self-help shit, Youtube und so weiter. Normalerweise höre ich bei der ersten Mahlzeit die Tagesschau vom vorigen Tag. Heute war ich mit meinem Essen alleine.

    @Sascha schrieb: Was willst du denn damit [Tagesschau]?

    Kein Redakteur hat geredet. Einfach Essen.

    Einige Male, als ich zu Forschungszwecken im Internet war, habe ich auf den Favoritenordner geklickt, in dem Blogs und Instagram-Accounts liegen. Das ist automatisiertes Verhalten. Zombie-Style!

    Es war seltsam, Pause zu machen, als ich Pause brauchte. Ich habe bei der ersten Pause genappt, bei der zweiten Pause gelesen. Ich habe mehr Zwischenroutinen gemacht als sonst. Das hat sich - wenn auch ungewohnt - richtig gut angefühlt.

    In der ersten Tageshälfte war ich sehr konzentriert. In der zweiten Tageshälfte war ich erschöpfter als sonst. Mit dieser Erschöpfung war ich konfrontiert. Außer-gewöhnlich produktiv war ich nicht. Die Qualität der Arbeit war dafür gut. Auch war ich nicht zerstreut, sodass ich die Arbeit genossen habe.

    Als meine Mitbewohnerin nach Hause gekommen ist, habe ich mich tierisch gefreut, dass wir zusammen Abendbrot essen können.

  • @Johannes schrieb:

    Die Logik "Wenn ich eine Zigarette geraucht habe, kann ich auch gleich die ganze Packung rauchen" zieht nicht.

    Super Wortspiel :D

  • bearbeitet Februar 2020

    30.01.2020

    Reflexion
    Langeweile ist Kontingenztoleranz.

    Das ist mir eingefallen, als ich heute Langeweile hatte. Langeweile hatte ich lange nicht. Sie kam nicht, weil ich keine Arbeit hatte; sie kam während einer kleinen Pause. Dass Langeweile ungeheuer produktiv ist, hatte ich vergessen. Da kamen mir kreative Gedanken und ich bekam Lust auf 1001 Dinge. Zum Beispiel Basketballspielen. Das ist witzig, weil ich noch nie Basketball gespielt habe. Ich habe mir dann einen Basketball gekauft und nach dem Kältegang mein Ausdauertraining auf dem Basektballplatz gemacht. Ich bekam auch Lust auf 100 Jahre Einsamkeit. Warum auch immer. Aber es ist eine erfreuliche Beobachtung.

    Das Essen war wieder einsam und komisch. Meine menschlichen Begegnungen habe ich heute - wie gestern schon - intensiver als sonst erlebt. Auf mein Treffen zum Back-Gammon spielen am Abend habe ich mich den ganzen Tag gefreut, wie ein Kind auf Weihnachten.
    Ich hatte allerdings null Bock auf Whatsapp. Je seltener ich die App benutze, desto mehr stresst sie mich. Mit Whatsapp (und dem Smartphone generell) umzugehen ist eine Herausforderung. Ich hasse es! Hohe Kosten, trotzdem wichtig. FOMO. Ich bin da noch recht diffus unterwegs und will das weiter reflektieren: Damit bewusst umzugehen ist Teil dieses Experiments. Heute habe ich damit gestruggelt.

    Der Tag hat sich lang angefühlt. Ich bemerke, dass ich gefühlt mehr Zeit habe. Leider weiß ich nicht genau, wie viel Zeit ich vorher auf den Konsum irrelevanter Informationen verwendet habe. Auch schätzen fällt mir schwer. Es war bestimmt mehr, als mir bewusst war.

    Ich hatte den Impuls, mir self-help shit analog reinzuziehen, wo ich es schon nicht im Netz tun will. Diesen Impuls kenne ich von meinen internetfreien Tagen in 2019. Auf einmal will ich Tools of Titan scannen.

    Mir ist ein Muster zu folgendem Verhalten aufgefallen:

    @Johannes beobachtete: Pause. Das ist paradox. Wenn ich erschöpft bin und eine Pause brauche, zieh' ich mir Bullshit rein.

    Wenn ich erschöpft bin und langsam unproduktiv werde, aber weiterarbeiten will, bräuchte ich eigentlich nur eine Pause von der Arbeit machen. Stattdessen flöße ich mir ziellos Informationen ein. Danach fühle ich mich schuldig, erstens weil ich ja eigentlich arbeiten wollte statt zu surfen und zweitens weil die konsumierten Quellen oft work hard suggieren. Dann kehre ich unausgeruht und fast manisch, den Kopf voll mit Informationen und Phrasen, an die Arbeit zurück, die unproduktiv und unbefriedigend bleibt.

    Auch ohne Informationen wird mein Geist natürlich Wege finde, sich zu betäuben. Das kenne ich vom Ausdauertraining und manchmal von den Kältegängen. Es heißt also, auch diesbezüglich wachsam zu bleiben.

    Hypothese: Entweder ich werde über weniger Dinge grübeln. Oder ich werde über weniger irrelevante Dinge grübeln und stattdessen mehr über Dinge, die eine bedeutsamen Beziehung mit meinem Leben haben. Beides wäre cool. Oder ich werde genauso wie vorher über irrelevante Dinge grübeln.

    Ich werde meinen Schlaf beobachten. Wird er sich verbessern, weil ich weniger zu verarbeiten habe? Oder weil ich weniger aufgewühlt bin? Der Schlaf kommt mit auf die Liste der Dinge, die ich beoachtend reflektieren will.

    Welche Parameter interessieren euch? Auf welche Bereiche meines Lebens könnte die Low Information Diet Auswirkungen haben? Wenn ihr mir Input und Ideen liefert, kann ich das bewusst beobachten und berichten.

  • @Johannes schrieb:
    Kein Redakteur hat geredet. Einfach Essen.

    Was? Nix verstehe.

  • @Sascha schrieb:

    @Johannes schrieb:
    Kein Redakteur hat geredet. Einfach Essen.

    Was? Nix verstehe.

    Ich höre beim Essen die Tagesschau, weil dann jemand mit mir redet. Ich fühle mich dadurch weniger einsam, und lenke mich vom Essen ab.

  • @Johannes schrieb:

    @Sascha schrieb:

    @Johannes schrieb:
    Kein Redakteur hat geredet. Einfach Essen.

    Was? Nix verstehe.

    Ich höre beim Essen die Tagesschau, weil dann jemand mit mir redet. Ich fühle mich dadurch weniger einsam, und lenke mich vom Essen ab.

    Ah. Jetzt ist es angekommen. :smile:

  • @Sascha schrieb:
    Ah. Jetzt ist es angekommen. :smile:

    War wieder sehr krytpisch von mir geschrieben. :D

  • Das ist wieder ein spannender Log.
    Deine offene, klare und scheinbar sehr ehrliche Reflexion find ich richtig gut.
    Mich würde interessieren ob und was du dazu sagen kannst wie sich deine Übung auf
    die Meditationspraxis auswirken.

  • bearbeitet Februar 2020

    31.01.2020

    Reflexion
    Ich war wieder produktiv. Der Tag hat sich wieder lang angefühlt. Das Essen war wieder einsam. Auf soziale Kontakte habe ich mich wieder mehr gefreut als sonst.

    Heute hatte ich weniger Impulse, mir irgendwelche Informationen reinzuziehen. Ich war aber auch ab Mittag unterwegs, wo es keine richtige Gelegenheit dafür gab: Keine Langeweile, kein Internetzugang. Als ich vor der Arbeit kurz nochmal zu Hause war, wollte ich dringend ins Internet - keine Ahnung übrigens wofür, aber ich wollte. Stattdessen habe ich 100 Jahre Einsamkeit gelesen. Das macht plötzlich richtig Spaß. Damit habe ich nicht gerechnet und die Stärke des Effekts verwirrt mich. Vor der Low Information Diet dachte ich: 100 Jahre Einsamkeit ist nicht so mein Ding... also ja, es liegt auch an meinem Leseverhalten, aber es ist nicht mein Geschmack, der Erzählstil... bli bla blub ... ich werde mich da halt jetzt durcharbeiten, aber Freizeitvergnügen wird es nicht. Jetzt, nach drei Tagen, muss ich diese Meinung revidieren. Das Buch bockt! Meine Konzentrationsfähigkeit ist scheinbar wirklich angeknackst. Ich habe das offensichtlich gespürt, aber das Ausmaß wird mir erst langsam bewusst.

    Auf der Arbeit war ich zerstreut. Daran ließ sich nicht rütteln. Es fällt mir schwer zu beschreiben, was "zerstreut" heute genau hieß. Unkonzentriert, lustlos, ungeordnet, innerlich haltlos und nebulös. Wahrscheinlich war ich nur müde und hunrig! Aber ich mag diese Zerstreutheit nicht und konnte das schwer akzeptieren.

    Ich schrieb am 30.01.2020:
    Auch ohne Informationen wird mein Geist natürlich Wege finde, sich zu betäuben.

    Das ist so ein Weg. Wobei... hey... Betäubung ist dafür ein krasses Wort. Meine Standards sind hoch. Ich war heute Abend einfach mal nicht 100% auf Level. Ist eine Beobachtung wert, aber voll ok. Das eigentliche Problem ist also meine eigene Bewertung und der emotionale Umgang damit. Das habe ich mir gewünscht, und heute Abend bei der Arbeit habe ich meine Übungsgelegenheit bekommen.

    @Nackengeist schrieb:
    Mich würde interessieren ob und was du dazu sagen kannst wie sich deine Übung auf die Meditationspraxis auswirken.

    Spannend! Ich werde das beobachten und reflektieren. Rückblickend war meine Meditation in den letzten Tagen unbefriedigend, weil ich unkonzentriert war. Bei der Arbeit war ich dann aber konzentriert. Schwankungen in meiner Meditation erlebe ich öfter, und würde dieser Beobachtung deshalb erstmal noch keinen Wirkungsmechanismus im Zusammenhang mit der Low Information Diet zusprechen. Ich behalte es im Auge und berichte. Ich freue mich über dein Feedback und dass du mitliest!

  • bearbeitet Februar 2020

    01.02.2020

    Reflexion
    Heute bin ich grumpy aufgewacht. Ich habe verpennt, war müde und hungrig... richtig ohne Laune! Keine Konzentration bei der Meditation. Negative Gedanken. Das Beintraining hat mir Fokus abverlangt, den ich anschließend aber nicht bei mir behalten konnte. Das darauffolgende Essen ohne Ablenkung war nervig. Es hat auch den Hunger nicht recht gestillt. Dann hätte ich es fast verkackt. Ich habe in dem Moment den Tag gerettet, als ich schon die Google-Suchanfrage nach bullshit getippt hatte und der Finger über dem Enter hing. Weshalb hat das den Tag gerettet? Nicht, weil ich damit den grünen Haken über dieser Reflexion verdient habe, sondern weil es eine bewusste Entscheidung war. Eine Kampfansage.

    Vormittags habe ich eine Ausnahme gemacht: Youtube. Es war zielgerichtete Forschung, aber es war Youtube, und das hatte ich mir verboten. Eine Grauzone. Deshalb habe ich besonders bewusst auf das "Wie" des Konsums geachtet. Ich habe das Video in einem konzentrierten Rutsch gehört (nicht geschaut), ohne dabei irgendwelchen Ablenkungen zu folgen und habe Notizen für den Zettelkasten verfasst.

    Weiterhin sind soziale Kontakte ungewohnt intensiv und bewusst. Der Tag fühlte sich weniger lang an als die letzten Tage. Es kann am späten Aufstehen gelegen haben.

    Mein Geist kann sich abzulenken und betäuben, auch ohne Informationen. Das fühlt sich kurzfristig schlechter an als mit Informationen. Langfristig - hoffe ich - ist es besser.

    Zum Schlaf: Einige Faktoren verwässern momentan eine gute Beobachtung. Ich behalte den Schlaf die kommenden Tage weiter im Auge.

    Gegen Abend habe ich mich zwar emotional noch gefangen. Aber mir ist klar geworden, dass die Low Information Diet eine größere Herausforderung ist, als ich zugeben will. Die Reflexion hier hilft mir bei einer konstruktiven Bewältigung der auftauchenden Probleme.

    Ich habe mich heute gefragt: Ist ein Leben der Konzentration in der Moderne überhaupt möglich? (Fühlt sich jemand zu einer Antwort bereit?)


    Belohnung: Sonnenuntergang am Nußberg

  • Betäubung. 2018 habe ich aufgehört, Drogen zu nehmen. Jetzt nutze ich Informationen als Betäubungsmittel. Das ist nicht Sinn der Sache.

    Schuldig im Sinne der Anklage. Habe diesselbe Erfahrung gemacht. Mehrere Süchte losgeworden, aber durch Informationskonsum ersetzt. Habe mal versucht dasselbe LowInfo Experiment 3 Monate zu machen. War nicht der mega Erfolg. By the Way viel Erfolg, mach weiter so.

    self-help shit

    hahaha... aber hast Recht, so kann man das nennen.

  • @Johannes Du sprichst oft davon, wie wichtig ein bewusster Umgang ist und deine Logs spiegeln das wieder. Aber ich muss dazu sagen: Wenn ich dumme Sachen mache, weiß ich ja eh genau, dass ich was dummes mache. Da ist diese Stimme in meinem Kopf, aber ich höre nicht auf sie.

  • Johannes schrieb: Die Logik "Wenn ich eine Zigarette geraucht habe, kann ich auch gleich die ganze Packung rauchen" zieht nicht.

    Richtig wichtige Lektion, um mit dem Alltag klar zu kommen ! Ich verpasse oft Chancen, weil ich Alles oder Nix denke.

  • @Johannes schrieb:

    Ich habe mich heute gefragt: Ist ein Leben der Konzentration in der Moderne überhaupt möglich? (Fühlt sich jemand zu einer Antwort bereit?)

    Es ist möglich. Phasenweise drifte ich auch oft zu Mist ab, besonders im Winter. Da habe ich nicht den Wille mich da besonders einzuschränken, schaue dann auch oft Müll in youtube.
    Die Schwierigkeit ist dann wieder da heraus zu kommen. Hatte jahrelang kein Smartphone, das hilft ungemein. Es macht es viel einfacher. Man verpasst auch nix, es ist wahr, viele Kontakte schlafen etwas ein, aber was nützt mir sinnlose Konversation. Seit ein paar Wochen habe ich es tatsächlich gewagt, mein altes Handy war kaputt und ich habe ein altes Smartphone reaktiviert. Damit jetzt richtig um zu gehen wird meine kommende Herausforderung sein. Falls es nicht klappt wie gewünscht, werde ich wieder zurück zu einem echten Handy gehen.
    Kenne also beides Smartphone und Handy, ebenso aber auch weder noch.
    Am einfachsten fand ich es tatsächlich mit Handy, man hat soziale Kontakte, aber nicht die Möglichkeit Scheiß rein zu ziehen. Viele schauen oder hören ja Podcasts oder sowas während z.B. der Kocharbeit. All das sorgt für einen Overload.
    Wenn ich koche, koche ich, wenn ich putze, putze ich.
    Ich denke eine Schwierigkeit der Moderne ist Sinnhaftigkeit im gewöhnlichen zu finden. Bei Gesprächen mit Kollegen fällt mir das immer wieder auf. Man denkt wenn man nur kocht ohne etwas anderes zu tun sei es verschwendete Zeit. Dem ist nicht so, man kann es fühlen, wenn man es sich zur Gewohnheit gemacht hat, eben nur zu kochen. Man kommt zu sich, das ist wichtiger als Information von außerhalb.

    Es kommt auch darauf an wie man ein Leben der Konzentration beschreibt. Meiner Erfahrung nach gibt es verschiedene Phasen, je nach emotionalen Standpunkt.
    Klare Ziele, Disziplin und eine gewisse "Egal-Einstellung" führt einen auf die richtige Spur. Ein routinierter Alltag, wo aber "freie" Zeit mit drin ist, funktioniert gut für mich. Klare Ziele, was man schaffen will und das Bewusstsein darüber, warum dieses Ziel wichtig für mich ist, sorgen für wenig Gedanken an anderes Zeug und Ablenkung. Disziplin braucht man, um sich dann nicht ablenken zu lassen. Die Egal-Einstellung ist für mich so wichtig, weil ich sehr viel aussortiere was für mich überhaupt kein Praxisbezug hat, also ist es mir egal, ich kümmere mich nicht darum. So habe ich Kapazität für meine Ziele.
    In der Winterzeit, gibt es für mich weniger zu tun, ich muss/kann nicht in den Garten, das was es zu tun gibt, ist oft schnell erledigt oder Teil des allgemeinen Alltags. So ist die "Freizeit" oft etwas länger, so dass ich auf dumme Gedanken komme. Doch mittlerweile habe ich gelernt, dass auch das im Rahmen in Ordnung ist.

    Die wichtigste Frage dabei ist für mich aber wohl, was erwarte ich mir vom Leben bzw. was für ein Mensch will ich sein.

  • @Johannes schrieb:
    Ich habe mich heute gefragt: Ist ein Leben der Konzentration in der Moderne überhaupt möglich? (Fühlt sich jemand zu einer Antwort bereit?)

    Ja. Perfektion wahrscheinlich nicht. Sicherlich hat sich auch der eine oder andere Dominikaner vor 400 Jahren hinter Kloster seine Flöte gefiedelt.

    Aber es gibt schließlich auch das "Reinkommen". In einer Sitzung (Lesen, Deep Work etc.) dauert das ein paar Minuten. Aber auch in Konzentration als Lebenskonzept muss man reinkommen. Wenn man das nicht von früh an macht, dauert das eben länger. Und man kann sich noch Jahre verbessern.

  • bearbeitet Februar 2020

    02.02.2020 lol

    Reflexion
    Heute war ich viel hier im Forum. Für meinen Geschmack etwas zu viel. Das ist erlaubt. Produktiv ist es in der Regel auch, aber 5x am Tag hier abhängen will ich nicht. Ich denke jedenfalls öfter an euch, als vor dem Experiment. :*

    Produktiv auf der Arbeit war ich heute nicht wirklich. Ich habe wieder zu wenig geschlafen und gegessen. Der Kältegang heute hat mich zwar beseelt, aber auch Energie gezogen. Dann habe ich den Sonntag mal Sonntag sein lassen.

    Alleine zu essen, ohne dass jemand spricht, muss ich noch üben. Das war heute weiterhin unangenehm, aber es wird besser.

    Ich werde konstant besser darin, Pausen zu machen. (Pausen, die keinen Informationskonsum beinhalten.) Ich nappe mehr und mache mehr Zwischenroutinen. Ich gehe mehr spazieren. Dadurch arbeite ich auch mehr, glaube ich.

    Trotzdem ist der Tag noch so lang. Abends hatte ich heute die Zeit, mich zwei Stunden in 100 Jahre Einsamkeit zu versenken. Auf das abendliche Lesen freue ich mich jetzt immer. Es funktioniert auch als Ablenkung viel besser als vorher, wo ich oft noch von der Ablenkung abgelenkt war.

    Sozial beobachte ich einerseits, dass mir Kontakt wertvoller erscheint und ich auch stärker meine sozialen Bedürfnisse spüre. Andererseits fühle ich mich in den letzten Tagen manchmal isoliert und einsam. Gute Übung. Werde ich weiter beobachten.

    Die Betäubungsmittel und kleinen Highs des Informationskonsums fehlen mir. Ich bin stärker mit meinen Problemen konfrontiert. Dahingehend funktioniert die Low Information Diet also wie erhofft. Ich sehe die unmittelbaren Probleme meines Lebens klarer. Sie werden nicht verschleiert durch irrelevante Probleme oder Quick "Feel Good" Fixes von Mr Super Guru. Das ist erstmal unangenehm, aber genau das, was ich will.

    Es geht letztlich um die Frage, wie ich meine Probleme lösen will.


    @Dominique schrieb: Richtig wichtige Lektion, um mit dem Alltag klar zu kommen ! Ich verpasse oft Chancen, weil ich Alles oder Nix denke.

    Das Phänomen wird in der Psychologie unter dem seltsamen Namen What-the-hell-effect beforscht.

    @Dominique schrieb: Habe mal versucht dasselbe LowInfo Experiment 3 Monate zu machen. War nicht der mega Erfolg.

    Magst du einen kurzen Erfahrungsbericht schreiben? Was hattest du dir erhofft? Was ist passiert/nicht passiert? Welche Regeln hattest du dir gesetzt (was war erlaubt/was nicht)?

    @Pinocio schrieb: Ich denke eine Schwierigkeit der Moderne ist Sinnhaftigkeit im gewöhnlichen zu finden.

    Da bin ich bei dir! Konzentration ist ein massiver Sinn-Stifter. Ablenkung reduziert Bedeutung.

    @Sascha schrieb: Aber auch in Konzentration als Lebenskonzept muss man reinkommen.

    Man kommt aber scheinbar recht schnell wieder raus! Ich war mal ganz anständig drin, kann dir aber nicht sagen, wann und wie es passiert ist, dass meine Konzentration so gelitten hat.

  • bearbeitet Februar 2020

    @Johannes Kann ich machen, sobald ich auf meine Notizen von damals zugreifen kann. So aus dem Gedächtnis weiß ich noch, dass ich einfach dauernd ausgerutscht bin, habe aber trotzdem nicht abgebrochen mit dem Experiment.

    @Sascha schrieb:
    Sicherlich hat sich auch der eine oder andere Dominikaner vor 400 Jahren hinter Kloster seine Flöte gefiedelt.

    Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Konzentration und Disziplin ?

  • @Dominique schrieb:
    Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Konzentration und Disziplin ?

    Ich benutze die Begriffe wie folgt:

    • Konzentration ist die willentliche Ausrichtung der Aufmerksamkeit. (So wie man einen Lichtstrahl bündelt)
    • Disziplin ist die Tugend Ablenkungen zu widerstehen. Disziplin ist im Grunde die Annahme über den Charakter, den man macht, wenn Verhalten beobachtet.
  • 03.02.2020

    Reflexion
    Meine Meditation nach dem Aufstehen war konzentriert.

    Ich war produktiv. Wieder habe ich mehr Pause als vor der Diet gebraucht und gemacht, was zu der Produktivität beiträgt.

    Zum Lesen bin ich heute nicht gekommen. Das lag aber an der vielen Arbeit.

    Alleine zu essen fiel mir heute wieder ein Stück leichter. Das richtige Maß abzupassen, gelingt mir deutlich besser, seitdem ich ohne Ablenkung esse.

    Abends war ich in einer beklemmenden sozialen Umgebung. Hinzu kam innere Unruhe, da ich kurz vorher von etwas erfahren habe, das große Relevanz für mein Leben hat und mich vor schwer lösbares Problem gestellt hat. Ich hatte über Nacht eine Entscheidung zu fällen. Da hatte ich Impulse, ans Smartphone zu fliehen, denen ich leider auch nachgegangen bin. Dort habe ich völlig ziellos und geistlos und unnötig die Fotos der letzten Zeit durchgeguckt, habe in Whatsapp hoch und runter gescrollt, einige Male das Wetter gecheckt und so weiter. Das war automatisiertes Verhalten. Eine klassische Ablenkung und Betäubung der Beklemmung, statt mich dieser zu stellen. Eigentlich hatte ich für heute einen grünen Haken vermerkt, aber in dieser Reflexion wird mir klar, dass ich zwar keine explizite Regel gebrochen, aber mich doch nicht so verhalten habe, dass ein grüner Haken verdient wäre. Mittwoch komme ich wieder in die beklemmende Situation und werde aufmerksamer sein.

    Der Schlaf vom 02.02. auf den 03.02. war top.


    04.02.2020

    Reflexion
    Das schwer lösbare Problem hat mich heute stark beschäftigt. Ab 02:30 war ich wach. Ich habe dem Druck stand gehalten und gegen Nachmittag eine Entscheidung gefällt. Trotzdem wird dieses Problem mich die nächste Zeit weiter gegleiten. Das ist gut! Daran kann ich üben, mich nicht betäuben.

    Für etwas anderes war heute mental wenig Platz. Durch die fehlende Ablenkung mittels Informationen war das ein intensiver Tag - was der Relevanz für mein Leben entspricht und deshalb gut ist. Ich habe etwas Bedeutsames als bedeutsam erlebt.

    Über den Schlaf brauchen wir ja nicht reden. Produktivität war auch im Arsch, zumal ich noch den halben Tag mit einer Reperatur im Haus meiner Oma verbracht habe. Gelesen habe ich auch nicht groß.

    Ich hätte den Tag wunderbar mit einem grünen Haken abrunden können! Aber... meine Mitbewohnerin hat am Esstisch Greys Anatomy geguckt und ich habe beim Essen mitgeguckt. ( @Dominique Tatsächlich ohne es in dem Moment als Regelverstoß zu vergegenwärtigen.) Ich war in dem Moment nur fertig vom Tag und froh über mein Essen und die Gesellschaft. Ich finde es im Nachhinein nicht schlimm und es war auch nicht das typische Verhalten, das mich stört. Aber einen grünen Haken gibt's halt auch nicht.

  • bearbeitet Februar 2020

    05.02.2020

    Reflexion
    Der Schlaf war gut.

    Die Meditation war fokussiert und produktiv. In der Meditation kommen mir mittlerweile mehr Gedanken an meine eigenen unmittelbaren Probleme, und weniger Gedanken an irgendwelche Phrasen oder Probleme der Internetwelt, als vor Beginn der Low Information Diet.

    Ich war außerordentlich produktiv. Wieder habe ich mehr Pausen und Zwischenroutinen gemacht als vor der Low Information Diet. Nach der Arbeit habe ich Start With Why weitergelesen. Ablenkungen konnte ich abschütteln, die Konzentration war da.

     Ablenkungen werden mächtiger, wenn man ihnen nachgeht.
    

    Der Tag hat sich wieder lang angefühlt. Nach Arbeit und Lesen hat noch ein Kältegang, ein kleines Ausdauertraining und ein ausführliches Abendbrot Platz gefunden, bevor ich zur Arbeit musste.

    Die kritische soziale Situation, in der ich am Mittwoch das Smartphone genutzt habe, konnte ich diesmal bewusster handhaben. Es war anfangs unangenehm, aber die Beklemmung ist nach einigen Minuten der inneren Konfrontation verschwunden. In der unangenehmen Anfangsphase hatte ich einige Impulse zum Smartphone, denen ich nicht nachgegangen bin.

  • @Johannes schrieb:
    In der Meditation kommen mir mittlerweile mehr Gedanken an meine eigenen unmittelbaren Probleme, und weniger Gedanken an irgendwelche Phrasen oder Probleme der Internetwelt, als vor Beginn der Low Information Diet.

    "irgendwelche Phrasen oder Probleme der Internetwelt" ?
    Habe ich richtig verstanden ? Vorher haben dich die Informationen im Internet dazu verleitet, dich mit Scheinproblemen zu beschäftigen, um dich von den eigentlichen Problemen abzulenken ?

  • bearbeitet Februar 2020

    @Johannes schrieb:
    Die Meditation war fokussiert und produktiv. In der Meditation kommen mir mittlerweile mehr Gedanken an meine eigenen unmittelbaren Probleme, und weniger Gedanken an irgendwelche Phrasen oder Probleme der Internetwelt, als vor Beginn der Low Information Diet.

    Das halte ich bei meinen Meditationen auch immer für einen guten Indikator für meinen Geisteszustand: Welche Gedanken haben sich in meinem Default-Mode-Netzwerk verfangen 1? Sind es eigene oder ist es irgendein Kram, den mein Geist aus dem Internet heruntergeladen hat? Denn die meisten Dinge, die man im (meist englischsprachigen) Internet liest, sind in der analogen Realität nicht immer relevant.

    Was ich generell an deinem Log bzw. deiner derzeitigen Erfahrung, so wie du sie hier schilderst, interessant finde: Du scheinst gerade an den Themen Erschöpfung/Ermüdung bzw. der Ablenkung davon zu arbeiten. Das ist auch für mich derzeit ein wichtiges Thema, bei mir beeinflusst durch die Zettel zu Indistractable und die Ermüdung, die ich in meinem Training aufbaue. Ich denke, bei der Ermüdung ist es vor allem auch wichtig, welches Verhältnis man dazu hat. Ich habe in meiner Familie Erschöpfung/Ermüdung als etwas Schlimmes kennengelernt, das man entweder vermeiden oder loswerden muss, indem man etwas Angenehmes macht. Nach und nach entdecke ich aber immer mehr eine andere Seite der Müdigkeit: Müdigkeit als Zeichen dafür, dass man sich angestrengt hat. Und zwar nicht, weil jemand anderes das von einem verlangt hat, sondern weil man sich selbst dazu bereit erklärt hat.


    1. Bildlich gesprochen. ↩︎

  • 06.02.2020

    Reflexion
    Der Schlaf war gut und erholsam (obwohl durch die Arbeit kurz).

    Die Meditation war fokussiert und produktiv. Für weitere Reflexion zur Meditation unten.

    Das Essen alleine ist weiterhin ein zentraler Übungsmoment für mich.

    Meine Produktivität war normal. Die Arbeit war mit einigen Probleme verbunden, die ich nicht recht angegangen bin. Ich habe das aber nicht als Ausrede benutzt, den Frust zu betäuben. Dadurch war die Arbeit unangenehm. Auch ok.

    Nach dem Ausdauertraining war ich richtig platt. Da hätte ich gerne den Kopf ausgestellt und mich im Internet berieseln lassen. Stattdessen lag ich im Bett und habe gegrübelt. Das passiert öfter, wenn ich sehr erschöpft bin. Ich habe dann genappt und gelesen. Nach 1.5 Stunden konnte ich wieder aufstehen und habe den Rest des Abends mit Freunden und Gesellschaftsspielen verbracht. Aus Erfahrung weiß ich, das wäre mir viel schwer gefallen, wenn ich statt auszuruhen mich im Internet mit Videos vollgeballert hätte.


    @Dominique schrieb: "irgendwelche Phrasen oder Probleme der Internetwelt" ?

    Habe ich richtig verstanden ? Vorher haben dich die Informationen im Internet dazu verleitet, dich mit Scheinproblemen zu beschäftigen, um dich von den eigentlichen Problemen abzulenken ?
    Das hast du richtig verstanden. Statt mich mit einem eigentlichen Problem zu beschäftigen und sozusagen mein Zimmer aufzuräumen 1 nimmt mein Gehirn gerne Probleme und nur schwammig relevante Dinge außerhalb meines Kompetenz- und Wirkungsbereichs und beschäftigt sich mit denen. Zu diesem Phänomen kommt noch das, was @Tobias beschreibt:

    Welche Gedanken haben sich in meinem Default-Mode-Netzwerk verfangen 1? Sind es eigene oder ist es irgendein Kram, den mein Geist aus dem Internet heruntergeladen hat? Denn die meisten Dinge, die man im (meist englischsprachigen) Internet liest, sind in der analogen Realität nicht immer relevant.

    Oft sind diese Gedanken leicht daran zu erkennen, dass sie auf Englisch sind 2 oder nicht meine persönliche Formulieren sind. (Das ist einer der Gründe, weshalb Zetteln für mich produktiv ist: Es zwingt mich dazu, "heruntergeladene" Gedanken per Formulierung in meiner Sprache zu eigenen zu machen oder sie zu verwerfen.)

    @Tobias schrieb:
    Du scheinst gerade an den Themen Erschöpfung/Ermüdung bzw. der Ablenkung davon zu arbeiten. Das ist auch für mich derzeit ein wichtiges Thema

    Ja. Dann arbeiten wir an ähnlichen Punkten. Ich bin mir nicht sicher, wie viel ich da familiär mitbekommen habe und wie viel davon später erlernt ist. Einiges ist bei mir sicherlich später gelernt.3 Erschöpfung positiv zu fühlen fällt mir jedenfalls auch schwer. Heute war das wieder großes inneres Thema (siehe oben). Rückblickend mache ich Fortschritte, aber zeitweise fühle ich mich schlecht, weil ich erschöpft bin - obwohl ich keinen Grund dazu habe und es eine Möglichkeit der Selbstbestätigung wäre.
    Inwiefern spielt die Thematik in Indistractable eine Rolle?



    1. Nach Jordan Petersons "Clean Up Your Room." ↩︎

    2. Ich stehe manchmal auf und denke vor dem Training "Go Get Some." ↩︎

    3. Aber es ist nie zu spät für eine schlechte Kindheit! ↩︎

  • @Johannes schrieb:
    Inwiefern spielt die Thematik in Indistractable eine Rolle?

    Nir Eyal denkt, dass wir uns ablenken (lassen), weil wir so versuchen, unangenehme Gefühle bzw. "pain" aller Art (wie er es nennt) zu vertreiben. Dagegen hilft laut ihm unter anderem auch ein besseres Zeitmanagement, weshalb er schreibt "Time management is pain management". Ist ein netter Kalenderspruch …

    [^3]: Aber es ist nie zu spät für eine schlechte Kindheit!

    Das wäre ein guter Buchtitel für einen Ratgeber zu irgendwas mit innerem Kind :D

  • 07.02.2020

    Reflexion
    Low Information war heute nicht. Ich habe mich aber gut verhalten. Die konsumierten Informationen waren Forschung (1). Trotzdem gebe ich mir keinen grünen Haken.

    Der Schlaf war erholsam. Die Meditation war fokussiert und produktiv. Das Training ist momentan konzentrierter als vor der Low Information Diet.

    Die Produktivität war heute so ziemlich 0 - aus oben genannten Gründen. Der Informationskonsum war massiv.

    Wer konsumiert produziert nicht.
    

    Ich beobachte insgesamt eine Verbesserung meiner sozialen Skills. Sowohl mit vertrauten als auch mit Fremden Personen. Ich bin gefühlt mehr da.

    Das Frühstück ging heute besser. Das Abendessen war erneut ein Übungsmoment.



    1. Eine Exkursion ins Deutsche Luft- und Raumfahrzentrum DLR vormittags und in eine Zockerhöhle nachmittags haben meine Beschäftigung mit Virtual Reality und Augmented Reality abgerundet. ↩︎

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